Egal wie sehr man den Partner liebt, es wird immer wieder zu dem Punkt kommen, wo man einfach etwas Zeit für sich braucht. Das muss weder etwas Schlechtes sein, noch sollte es als schlechtes Omen für die Funktionalität der Beziehung gesehen werden. Denn man sollte niemals vergessen, dass man selbst als Pärchen immer noch zwei individuelle Personen ist, die auch eigenständig, ohne den jeweils anderen leben und zurechtkommen müssen.
Selbst für die Personen mit den längsten Beziehungen ist es unglaublich wichtig, dass man zwischendurch Zeit für sich selbst hat, um sich entweder zu entspannen oder seinen Hobbys nachzugehen. Mal ganz abgesehen von der Alleinzeit, die man noch in die eigenen Freunde und Familie steckt.
Natürlich bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel und zwar, dass es auch Paare gibt, die so gut wie nie Zeit alleine verbringen wollen, sondern alles mit ihrem Partner teilen. Aber auch diese Beziehungen haben ihre ganz eigenen Strategien, um mit einem möglichen Problem umzugehen.
Nämlich das stetige Aufeinanderhocken, das in jeder Beziehung irgendwann zum Problem werden kann.
Warum man mal Zeit alleine braucht
Aber was tun, wenn es so weit kommt und man wohnt bereits zusammen? Vielleicht sogar in einer sehr kleinen Wohnung? Wie reagiert man auf den Partner, wenn er alleine sein will? Wie viel Alleinzeit ist gut und ab wann ist die Beziehung gefährdet? Warum ist es so wichtig, auch Zeit für sich selbst zu haben?
Wie bereits erwähnt, ist Alleinzeit zu haben für jeden von uns unabdinglich. Selbst für die Leute, die ungern alleine sind. So hart es auch ist zu akzeptieren, aber manchmal ist Einsamkeit nicht nur gut für die Erholung, sondern auch für die eigene Reflexion der Persönlichkeit oder der Reflexion einer bestimmten Situation, die unser Unterbewusstsein auf Trab hält. Denn wenn wir alleine sind, denken wir automatisch mehr nach, so lange wir uns nicht dauerhaft mit irgendetwas ablenken.
Das ist nicht nur gut, um die Ereignisse des Tages besser zu verarbeiten, sondern auch, um unsere Gedanken einfach mal schweifen zu lassen. Es gibt niemand anderen, um den wir uns in diesem Moment kümmern müssen. Nur uns und unsere eigenen Wahrnehmungen und Gefühle. Dieses Seelenheil der Einsamkeit kann für viele kluge und kreative Köpfe schon einmal dazu führen, dass (kreative) Denkblockaden gelöst werden, da man sich in dieser Zeit nur um sich und seine eigenen Bedürfnisse kümmern muss. Körper und Geist sind in sich gekehrt und werden nicht von anderen Personen abgelenkt. Alleine dadurch kann schon eine Phase der Erholung stattfinden. Und wenn man sich dann noch mit Dingen beschäftigt, die einem gut tun oder die man liebt, ist dies umso besser.
Natürlich heißt dies nicht, dass man sich mit einer anderen Person nicht erholen kann. Auch mit dem Partner, einem Familienmitglied oder einem guten Freund ist der Zustand des Erholens möglich. Es ist wie mit dem Schlafen. Es ist egal, ob man alleine oder zusammen in einem Bett schläft. Sobald man aufwacht, sollte man sich automatisch erholter fühlen als davor. Doch der Schlaf kann durch eine weitere Person beeinflusst werden, indem sie im Bett wühlt, lauthals schnarcht oder einem im Schlaf durch willkürliche Berührungen oder dergleichen aufschreckt. Aber schlafen tut man irgendwann trotzdem.
Und genau wie beim Schlafen, verhält es sich auch mit der eigenen Phase des Erholens, wenn der Partner oder eine andere Person involviert sind. Manchmal klappt dies besser und man kann perfekt nebeneinander her leben und fühlt sich wohl oder manchmal reicht eine falsche Umdrehung im gemeinsamen Bett und man ist vom Partner genervt und will alleine sein. Das ist völlig normal. Und wichtig: Oft auch nicht die Schuld des Partners.
Dem Drang des Alleinseins können viele Dinge zugrunde liegen
Meist kann dies an einer harten Arbeitszeit liegen, das Familienleben engt ein, man kann sich selbst nicht mehr weiterentwickeln, da man nur noch im Rahmen der Partnerschaft/Familie/Job lebt, das Umfeld verändert sich plötzlich, das Hobby/eigene Leben wurde in letzter Zeit vernachlässigt, man fühlt sich gestresst und kommt nicht mehr zu Ruhe und, und, und.
Auch wenn der Partner der wohl offensichtlichste Grund ist, der einem als Erstes in den Kopf kommt, so muss dies noch lange nicht der Fall sein. Er kann Teil des Konstruktes sein, weswegen man sich nach etwas Alleinzeit sehnt, aber muss kein Hauptverantwortlicher sein. Und selbst wenn er das sein sollte, muss dies noch lange nichts Schlimmes bedeuten.
In dem Fall wäre es ratsam, wie in allen Beziehung sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Redet über das Problem. Warum möchte der Partner alleine sein? Ist der andere Partner daran schuld? Falls ja, weshalb und könnte man am Verhalten etwas verändern, damit es beim nächsten Mal gar nicht erst so weit kommt? Ist überhaupt irgendetwas vorgefallen oder will der Partner einfach nur so etwas Zeit für sich? Ja, auch das Letztere ist möglich.
Immerhin ist Zeit für sich alleine zu wollen, dies kann gar nicht oft genug betont werden, etwas ganz Natürliches und muss nicht immer einem dramatischen Hintergrund besitzen. Und jeder sollte auch die Möglichkeit haben, diese zu erhalten und dabei auf Verständnis und nicht auf panische Ablehnung zu treffen, aus Angst, die Beziehung fällt auseinander. Eine Sorge, die viele von euch vielleicht von euch selbst, dem Partner oder aus dem Bekanntenkreis kennen. An sich, ebenfalls, eine normale Reaktion.
Immerhin ist es nicht so schön, wenn der Seelenverwandte plötzlich vor einem steht und einem eröffnet, dass er heute den Tag nicht mit einem verbringen will. Viele fühlen sich sofort angegriffen oder sind verwirrt und verunsichert. „Was hab ich gemacht, dass mein Partner keine Zeit mit mir verbringen will?“ Oder „Was hat mein Partner für ein Problem, dass er heute keine Zeit mit mir verbringen will!?“
Doch gerade wenn in einem dieser Gedanke des ‘vor den Kopf gestoßen Fühlens‘ hervor brodelt, sollte man anstatt negativ auf den Partner zu reagieren, nachdem er den Gedanken das Alleinseins eröffnet hat, stattdessen lieber nachfragen, wie er entstanden ist. Warum möchte der Partner alleine sein?
Redet darüber, warum der Partner gerne mal Zeit alleine verbringen möchte
Jede Antwort auf diese Frage ist besser als das Horrorszenario, dass man sich dann alleine, still und heimlich im Kopf aufbaut und unterbewusst dafür die nächsten Tage oder Wochen über heimlich Beweise sammelt. Und das nur, weil der Partner vielleicht sogar ohne spezifischen Grund einfach etwas für sich alleine haben möchte.
Findet heraus, warum euer Partner alleine sein will. Nicht nur für ihn, um ihn vielleicht zu unterstützen und mehr über seinen aktuellen Zustand herauszufinden, sondern auch für euren eigenen Seelenfrieden und damit ihr Gewissheit habt, was wirklich los ist. Letzteres ist besonders für Leute angebracht, die unsicher darauf reagieren, wenn der Partner sich etwas Alleinzeit wünscht. Meist kann dieses Gespräch viele Unsicherheiten klären und es stellt sich alles als gar nicht so schlimm heraus, wie man meist dachte.
Man muss dieses Gespräch nur führen. Und ganz oft liegt es auch nicht an der Beziehung. Wie bereits erläutert: Es ist ganz normal, Zeit für sich alleine haben zu wollen. Aber was tun, wenn diese Alleinzeit überhandnimmt? Wie viel Alleinzeit ist denn gut? Gerade in der Partnerschaft oder Familie? Wenn wir ehrlich sein sollen, ist das etwas, was nur individuell entschieden werden kann. Es gibt, wie so vieles im Leben, keine Richtlinie bei diesen Dingen. Manchmal braucht man etwas längere Zeit für sich zum Nachdenken oder damit man wieder zu sich selbst findet, Ruhe bekommt.
Dies kann schon über einen längeren Zeitraum laufen und auch dementsprechend viel Alleinzeit in Anspruch nehmen. Genauso gut kann man auch vom Charakter her einfach ein eher introvertierter Mensch sein, der gerne alleine ist. Auch hier sollte man sich bereits vor der Beziehung und erst recht vor dem Zusammenziehen darauf einstellen, dass solche Personen automatisch mehr Alleinzeit brauchen. Abhängig davon, in welcher Situation man ist und wie beide Partner zusammen funktionieren, liegt es an euch, Alleinzeiten einzuteilen und/oder auszuhalten.
Je nach Personentyp, plant Alleinezeit ein
Dabei kann zum Beispiel ein Wochenplan helfen, um sogar strukturierte Alleinzeit zu verteilen bzw. einzufordern. Wichtig ist nur, dass sobald sich einer benachteiligt oder vernachlässigt fühlt oder das Gefühl hat, dass Freunde/Familie/Job/Haushalt oder irgendetwas anderes zu sehr in den Hintergrund fällt, dass man es anspricht. Keiner von euch kann Gedanken lesen und ihr könnt auch nicht, selbst von eurer besseren Hälfte, erwarten, dass sie automatisch weiß, was in euch vorgeht.
Wenn ihr also merkt, dass diese Alleinzeit überstrapaziert wird oder sie vielleicht sogar genutzt wird, um vor etwas davonzulaufen oder sich dauerhaft vor einem wichtigen Problem zu drücken, sollte man dies dringend mit dem Partner kommunizieren. Denn das dauerhafte Verlangen nach dem Alleinsein, kann auch an Anzeichen für Überlastungen und alle möglichen anderen körperlichen und seelischen Problemen sein. Hier gilt es, den perfekten Mittelpunkt für die Zeiteinteilung in der Beziehung zu finden. Am besten so, dass beide Parteien zufrieden sind, gerne auch mit der Hilfe von Kompromissen. („Wenn du Samstag alleine sein willst, möchte ich mit dir nächste Woche Freitag gerne einen Filmabend machen.“) Aber man sollte auch darauf achten, dass man diese Zeit für sich alleine nicht komplett überzieht und dabei das Wesentliche im Leben nicht aus den Augen verliert.
Aber gehen wir nun einmal davon aus, all diese Dinge sind kein Problem und es kommt nun zu besagter Planung der Alleinzeit. Was tun, wenn ihr zusammen wohnt, vielleicht sogar mit Kindern und ihr wollt alleine sein? Was, wenn euch der Partner so nervt (was in jeder guten Beziehung mal vorkommen kann), dass ihr euch so zurückziehen wollt, dass ihr bis zum Abend oder dem nächsten Tag nichts mehr von eurer besseren Hälfte sehen oder hören wollt? Eine berechtigte Frage, die ihr abhängig von eurer Wohnungslage gut bedacht sein sollte und mit Kindern schon eine schwierigere Herausforderung werden könnte.
Was für Paare, die nicht zusammenwohnen, ganz leicht planbar ist, wird für Pärchen, die z. B. in einer simplen 1-Zimmer-Wohnung wohnen, schwer werden. Denn alleine zu sein oder Ruhe zu bekommen, wird mit nur einem gemeinsamen Zimmer eher schwieriger.
Einfach mal rausgehen oder den Raum wechseln
Sei es nun, dass ihr einfach in einen Park geht, um eure Ruhe zu finden oder vielleicht zu einem Fitnessstudio, Kino oder sonstiger Einrichtung eurer Wahl, um etwas Zeit für euch zu haben. Bedenkt nur, dass, wenn ihr draußen seid, ihr meist nie ganz alleine sein werdet. Oder besprecht euch mit einem Freund oder einem Familienmitglied, dass in der Nähe wohnt und wo vielleicht während deren Abwesenheit ein separates Zimmer zur Verfügung steht oder ihr einen Tag blieben könnt. Oder ihr seid so offen mit eurem Partner und regelt, dass dieser sich eine Nacht zu einem Freund/Familienmitglied verzieht, sodass ihr eure gemeinsame 1-Zimmer-Wohnung für euch alleine habt.
Dasselbe könnt ihr auch bei einer Wohnung machen, mit mehr als einem Zimmer. Hier habt ihr sogar noch die zusätzlichen Möglichkeiten, die Räume einzuteilen. Macht ab, dass einer im Schlafzimmer bleibt und der andere im Wohnzimmer. Ist die Wohnung noch größer, könnt ihr das Schlafzimmer vielleicht sogar ganz streichen, da dies spätestens am Abend irgendwann von eurer besseren Hälfte auch genutzt wird.
Plant und redet über eine faire Aufteilung. Wer möchte was am Tag machen? Welcher Raum ist besser für wen? Alles Dinge, die sich schnell klären lassen. Dinge, die mit Kindern eher schwieriger zu bewältigen sind. Denn während es ein Ehepaar schon schwer genug hat, etwas Alleinzeit für sich zu haben, ist die Zeit ohne den jeweils anderen mit Kindern noch seltener.
In dem Fall hängt vieles von der Wohnlage ab, ob Freunde/Familie in der Nähe wohnen, die sich um die Kinder kümmern könnten und wie alt die eigenen Kinder sind. Wenn die eigenen Kinder alle im Teenageralter sind, sollte es kaum ein Problem darstellen, den Samstag, so gut es geht, alleine im eigenen Haus/Wohnung zu bewerkstelligen. Aber mit kleinen Kindern muss man damit rechnen, dass selbst wenn der Partner die Alleinzeit unterstützt, die eigenen Kinder immer wieder, auch unangekündigt, in den Raum kommen. Entweder lernt man mit diesen Unterbrechungen zu leben oder man beginnt wie mit der 1-Zimmer-Wohnung zu planen.
Dafür kann man Familie/Freunde einspannen, auf die Kinder aufzupassen, während man dann als Paar getrennt etwas Alleinzeit genießt oder man bespricht das Problem mit dem Partner und sucht sich Unterschlupf bei Familie/Freunde oder vielleicht sogar in einem Hotel/Hostel, wenn man sich dies leisten kann. Alternativ kann der andere Partner auch mit den Kindern eine gewisse Zeit lang das Haus verlassen oder einen Wochenendausflug zu Familienmitgliedern oder guten Freunden veranstalten.
Unterstützt euch gegenseitig, dass jeder Alleinezeit bekommen kann
So lange beide Partner an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen, sollte aber auch in solch einer Situation, wenn auch mit Planung und vielleicht etwas Wartezeit der Alleinzeit nichts im Wege stehen. Und dies ist auch die beste Situation, die beweist, dass es unglaublich wichtig ist, dass die Zusammenarbeit beider Parteien unabdinglich ist, um die Bedürfnisse des jeweils anderen zu erfüllen.
Auch wenn es erst einmal komisch klingt, dass der Partner alleine sein möchte, so sollte man nicht vergessen, dass dies ein ganz normaler Zustand ist, in dem man selbst schon oft genug war. Alleine als Teenager, wenn man stets die Eltern oder kleinere Geschwister aus dem Zimmer schmeißen musste, weil man alleine sein wollte. Jedes Mal, wenn man ihnen nachrufen musste, hinter sich die Tür zu schließen.
Wir alle brauchen diese Zeit alleine manchmal. Ob wir wollen oder nicht. Nutzt diese Zeit also nicht, um euch darüber zu streiten, wie schlimm dieses Benehmen die Beziehung beeinflussen könnte, sondern nutzt diese Zeit dafür, dass ihr oder euer Partner euch erholen könnt. Und wer weiß? Vielleicht erholt sich nicht nur der Partner, der sich besagte Alleinzeit gewünscht hat, sondern auch man selbst, wenn man merkt, dass alleine zu sein, manchmal gar nicht so schlecht ist.