Jeder hat seine Geheimnisse.
Diese können von kleinen Verfehlungen in der Kindheit oder der Jugend bis hin zu peinlichen Ereignissen, die man absolut nicht teilen möchte, reichen. Auch müssen Geheimnisse nicht immer unbedingt schlecht sein. Wenn man zum Beispiel eine Geburtstagsparty plant, ohne dass das Geburtstagskind Bescheid wissen soll, sind Geheimnisse sogar unabdinglich.
Für viele gelten sie als Tratschbasis, für andere ist das Teilen dieser der absoluteste und ultimative Vertrauensbeweis. Wie ihr also seht, kann ein Geheimnis zu besitzen, abhängig von der Person, vieles bedeuten. Andere schätzen sie, andere kümmern sich nicht darum, andere benötigen sie tagtäglich, zum Beispiel in ihrem Job und wieder andere sammeln sie wie Trophäen.
Aber eine Sache, egal welche Einstellung man selbst zu Geheimnissen hat oder ob man selbst welche besitzt, bleibt gleich: Sie machen angreifbar. Und der Grund dafür ist quasi das Wort Geheimnis selbst. Die meisten Menschen stehen nicht einfach auf und sagen: „Ich habe jetzt ein neues Geheimnis!“
Geheimnisse – Stoff für Dramen
Natürlich kann dies auch der Fall sein, aber meist bilden sich Geheimnisse aus den erlebten Geschehnissen oder Gedanken, die einem selbst peinlich sind, von denen man weiß, dass andere das Erlebte nicht gut aufnehmen werden oder man gar nicht erst will, dass andere etwas von einem wissen. Dies macht die spezielle Information dahinter natürlich nur noch erstrebenswerter.
Einige Leute vom Dorf werden es kennen. Noch heute gibt es diese eine gewisse Person oder vielleicht sogar mehrere Leute, die es sich durch vermehrtes Reden zur Aufgabe gemacht haben, alles über die anderen herauszufinden und es herumzutratschen. Manchmal sogar ihr eigenes Drama dazugebend oder noch schlimmer, etwas aus dem Stegreif erfindend. Ein perfektes Beispiel dafür, warum Geheimnisse angreifbar machen könnten.
Meist geben sie etwas Peinliches oder Unangenehmes preis und verstecken Sachen, die niemanden etwas anzugehen haben. Trotzdem ist Geheimnisse haben etwas, was nie aus der Mode kommt. Fast jeder hat welche und sie werden auch immer da sein. Wenn nicht bei dir, dann bei jemand anderem.
Und ob man diese nun bewusst oder unbewusst wahrnimmt, es ist Fakt, dass sie eine der einzigen unbekannten Variablen sind, jedenfalls für andere Leute in unserem Leben, die wir kontrollieren können. Denn es sind unsere eigenen Geheimnisse. Wir entscheiden, ob wir sie erzählen wollen. Mit wem wir sie teilen wollen. Wir legen fest, wem wir unsere tiefsten Gedanken preisgeben, während wir den Rest der Welt ausschließen.
Geheimnisse dem Partner anvertrauen
Und einer dieser Personen, die wir uns meist dafür aussuchen, ist unser Partner. Und mit diesem teilen wir meist nicht nur all unsere Geheimnisse, sondern wir erleben auch Neue mit ihm. Etwas, was es mit sich bringt, wenn man viel Zeit miteinander verbringt. Plötzlich wird das ‘Ich-Geheimnis’ zum ‘Wir-Geheimnis’ und birgt weitaus mehr Verantwortung, da nun zwei Personen dieselben Taten oder Gedanken vor allen anderen verbergen. Man zieht an einem Strang, indem man beschließt, nicht alles preiszugeben. Und dies kann gerade im Fall der Geheimniskrämerei ein wirklich ratsamer Tipp sein.
Jeder kennt es oder hat mindestens schon einmal davon gehört. Es gibt oft diese eine Person in der eigenen Freundesgruppe, in der des Partners, der Nachbarschaft oder der Familie, die einen nicht leiden kann. Vielleicht sogar auch nur den Partner oder sogar euch beide. Gerade um diesen Leuten nicht in die Hände zu spielen, ist es wichtig, Geheimnisse zu haben.
Wie eine geheime Währung werden die eigenen Geheimnisse nur an die Personen weitergegeben, denen man vertraut und selbst diese Personen können versehentlich genau diese weitergeben. Und im Fall einer Beziehung beeinflusst dieses Geheimnis das Leben beider. Dies kann ein gemeinsames Erlebnis sein, ein gemeinsames Ritual oder sogar spezielle Kinks und Interessen, von denen keiner etwas mitbekommen darf oder sollte. Und diese Informationen können in den falschen Händen, abhängig von dem Geheimnis selbst, das ganze Leben ruinieren.
Menschen begegnen einen auf der Straße, sprechen einen drauf an, jeder kennt den Namen, die Geschichte, gerade im Dorf eine absolute Katastrophe und dank Social Media auch in einer Stadt nicht mehr unmöglich. Auch wenn es mehr als nur verständlich ist, dass das Teilen der intimsten Gedanken und Geschehnisse mit Leuten, mit denen man auf der gleichen Wellenlänge ist, etwas ist, was viele Menschen anstreben, so sollte man nicht vergessen, dass es abhängig vom Geheimnis, manchmal nicht die eigenen vier Wände verlassen sollte.
Es gibt auch Dinge, über die es gesellschaftlich nicht gerne gesehen wird zu reden. Leider unabhängig davon, ob ihr euch mit diesen Gedanken identifiziert oder nicht. Alles kann gegen einen verwendet werden. Schlimmer noch, kann die Wahrheit verdreht oder verzerrt werden. Informationen verbreiten sich heute wie ein Wildfeuer und selbst wenn man nichts getan hat, braucht es nur eine überzeugende Person, die euch nicht ausstehen kann und Einfluss hat und plötzlich habt ihr ein Geheimnis an der Backe, das gar nicht zu euch gehört und erfunden wurde.
Geheimnisse verbinden leider nicht nur, sie sind also auch eine Waffe
Und viele wissen diese zu benutzen. Und genau dort kommt die Beziehung ins Spiel. Im Kern habt ihr bereits die Person gefunden, die mit euch auf einer Wellenlänge ist. Theoretisch müsstet ihr eure Geheimnisse nicht weitererzählen oder jemanden anvertrauen, denn eure für euch auserkorene und kostbarste Person ist ja schon längst da.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass es egal, wie es um die Beziehung steht, immer wieder Geheimnisse gibt, die man auch vielleicht mit dem Partner nicht teilen kann oder dass es trotzdem Leute im Personenkreis gibt, denen man offen begegnen kann und denen man alles anvertrauen kann, da das Band zwischen euch so unglaublich stark ist. Es gibt immer Ausnahmen.
Ihr müsst auch nicht alles verheimlichen. Ein kleines, harmloses Geheimnis, wie dass man sich mal zusammen aus der Wohnung ausgeschlossen hat, kann ein guter Gesprächsanreger auf einer Party sein. Wie man die Beziehung handelt, wenn ein Freund um Rat fragt, muss auch kein Geheimnis sein. Genauso wie was man zusammen letzten Sonntag unternommen hat oder was das gemeinsame Lieblingsessen ist. Es ist sogar so, dass man gewisse Geheimnisse und Informationen preisgeben muss, um überhaupt das Vertrauen von anderen zu bekommen. Aber diese Geheimnisse müssen noch lange nicht zu diesen reizvollen, schamvollen Geheimnissen gehören, bei denen ihr selbst zögern würdet, wenn sie euch über die Lippen kommen.
Nein, diese Geheimnisse gehören nur euch. Denn ihr zwei als Paar besitzt die tiefste, reinste und intimste Verbindung, die zwei Menschen eingehen können. Ihr sammelt tagtäglich neue Erlebnisse und Erfahrung, die sich jederzeit in Geheimnisse verwandeln können. Und auch wenn in vielen von uns immer mal wieder der Drang hochkommt, gewisse Geheimnisse zu teilen, sei es, um uns selbst von dessen Druck zu erlösen, weil wir Hilfe oder einen Rat benötigen oder weil wir der Person, der wir sie erzählen, zeigen wollen, wie wichtig sie uns ist, so hat das Besitzen von Geheimnissen auch etwas Machtvolles.
Es gibt einem die Macht, das eigene Ansehen von Außen zu beeinflussen. Man hat selbst die Macht, den Menschen, die einem schaden wollen, klipp und klar zu zeigen, dass sie diesen Bereich nicht betreten dürfen, während ihr für andere auserwählte Personen einen kleinen VIP-Bereich eröffnet. Hier regiert ihr, egal was jemand anders sagt.
Die Beziehung ist wie ein kleiner VIP-Bereich
Und gerade im Fall einer Beziehung kann dieser Effekt noch verhundertfacht wahrgenommen werden. Ihr lebt in eurer eigenen kleinen Welt, fernab von den anderen und das, obwohl wir alle auf derselben Erde wandeln. Ihr kennt Seiten von dem anderen, die nur ihr zu sehen bekommt. Erlebt alleine all diese Dinge zusammen, die keinem anderen, so wie ihr sie sehen werdet, vergönnt ist. Eure ganze Existenz, vermischt in euren zwei Identitäten, bietet bereits das aller größte Geheimnis, dass euch immer wieder dazu animiert, dem Gegenüber die intimsten Seiten zu zeigen.
Tabulose Erfahrungen zu machen, Grenzen gemeinsam zu überschreiten, sich nicht zurückzuhalten, alles von sich selbst preiszugeben, der Drang, mehr über den Partner zu lernen und alle möglichen Seiten, in jeder Situation, von ihm zu sehen. Sich gemeinsam verschlingen. Körperlich, so wie seelisch. Es ist ein großer Teil des Reizes, den eine Beziehung mit sich bringt. „Er/Sie gehört nur zu mir!“ „Und niemand anders wird diese Person auf solch eine intime, emotionale und wertschätzende Art kennenlernen, wie ich!“
Nutzt dieses Geschenk. Menschen sind so vielseitig und es gibt so viele Differenzen, die jeden von uns ganz besonders machen. Und genau diese Besonderheiten sind das, was uns untereinander und auch an den anderen fasziniert. Und auch wenn das Teilen von Informationen, wie Social Media uns beispielhaft vorgeführt hat, durchaus glücklich machen kann, vor allem wenn man Bestätigung erhält, so gehören eure Geheimnisse, eure Erinnerungen, eure Gedanken, nur euch.
Geheimnisse zu haben, ist eine Waffe. Und ihr entscheidet, wie ihr sie einsetzt. Nutzt sie gut und nicht, um jemanden damit zu verletzten, auszuspielen oder zu verraten. Nutzt sie lieber als Kraftstoff für eure Beziehung. Dass ihr, sobald ihr gemeinsam seid und die Tür sich hinter euch schließt, alleine seid. Zieht Kraft aus eurer gegenseitigen Existenz und den kleinen Geheimnissen, die euch verbinden und euch zu dem gemacht haben, was ihr heute seid.