Kultur ist vielfältig und kommt in den verschiedensten Formen und Traditionen. Selbst Menschen, die einen ähnlichen, kulturellen Hintergrund besitzen, müssen noch lange nicht dieselben Werte und Meinungen vertreten. Daher kann es in einer interkulturellen Beziehung öfter mal zu Spannungen kommen.
So kann es sein, dass, obwohl viele von uns mit dem typischen Kartoffelsalat mit Würstchen als Weihnachtsessen aufgewachsen sind, jemand, der auch Weihnachten feiert, ein ganz anderes traditionelles Weihnachtsessen gewohnt ist. Es kann auch ganz anders laufen und jemand, der, obwohl er stets Kartoffelsalat und Würstchen gegessen hat, entwickelt sein ganz eigenes Ritual und hat daher etwas anderes mit seiner Familie als Weihnachtsessen.
Ein perfektes Beispiel, um zu erkennen, dass es nicht immer nur unsere oder die gewohnte Kultur gibt, sondern, dass es auch stets möglich ist, sich von genau dieser zu entfernen oder dass wir/unser Partner ganz neue Aspekte von Kultur und Traditionen einbringen, die wir dann dementsprechend vermischen/verteilen.
Kultur beginnt bereits beim eigenen Gedanken
Auch wenn man in Deutschland geboren ist, kann man das chinesische Essen trotzdem lieber mögen, als das eigene. So sind wir, trotz Geburtsort, Umgebung, Erziehung, Familie, Freunde, Geschlecht und Religion ultimativ immer noch an uns selbst und unseren eigenen Interessen gebunden. Das heißt, dass nur weil wir das Potenzial besitzen, in ein typisches Muster zu passen, müssen wir es noch lange nicht erfüllen. Erst recht nicht, wenn dies von uns erwartet wird und wir ganz eigene Erwartungen an unser Leben besitzen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass wir, nur weil wir bezüglich einiger Dinge nicht ganz mit unserer Kultur d’accord gehen, deshalb sofort alles hinschmeißen müssen. Auch wenn Kultur ein Allgemeingut ist, bestimmen immer noch wir, wie wir diese definieren, wie sehr sie unser Privatleben einnimmt und wo sie anfängt und wieder aufhört.
Da sie ein Teil unseres Lebens sein soll, um es schöner zu gestalten, wäre es ein fataler Fehler, sich von etwas, dass uns Freude bereiten soll, kontrollieren zu lassen. Daher ist das allererste, was wir tun sollten, bevor wir überhaupt den Blick auf die andere Kultur unseres Partners lenken, erst einmal auf unsere eigene zu schauen und uns darüber im Klaren werden, was wir, warum, mögen.
Die eigene Kultur hinterfragen
Was ist wirklich wichtig? Und sind diese Dinge uns wirklich wichtig oder tun wir sie, weil alle andere sie tun? Oder weil wir so aufgewachsen sind, ohne überhaupt irgendwelche Gefühle damit zu verbinden? Vielleicht ist es ja sogar so, dass wir diese kulturellen Dinge vollziehen, weil man sie von uns erwartet? Wie kommt es eigentlich, dass diese kulturellen Dinge uns so viel bedeuten und was genau ist es, dass sie so wichtig für uns macht?
Dies und viele andere Fragen sind Dinge, mit denen wir uns unbedingt beschäftigen sollten, sobald wir in einer interkulturellen Beziehung sind und Zukunftspläne geschmiedet werden. Dies ist nicht nur organisatorisch von Vorteil (z. B. bei der Frage:„Feiern wir Weihnachten? Und wenn ja, bei wem oder wie?“), sondern sie zeigen uns auch auf, mit welchen kulturellen Gedanken wir unser beiderseitiges Leben als Paar bereichern wollen und auch können.
Ab diesem Zeitpunkt würde dann auch der Partner ins Spiel kommen. Abhängig davon, welche kulturellen Bedürfnisse unser Partner hat und welche Wünsche und Vorstellungen er besitzt, die wir ja genauso haben, müssen wir uns überlegen, was wir zum Teil unseres Lebens machen wollen und was nicht.
Und dabei geht es oft nicht nur um irgendwelche Tage, die es zu zelebrieren gilt. Denn Kultur beginnt, wie bereits schon angedeutet, an der eigenen Denkweise.

Eine interkulturelle Beziehung kann die Partnerschaft bereichern
Neben all diesen speziellen Feiertagen können, gerade bei Menschen, deren eigene Kultur von unserer weit entfernt ist (z. B. dadurch, dass unser Partner eine ganz andere religiöse Erziehung genossen hat), bereits die Denkweisen komplett auseinandergehen. Während wir selbst eher wie ein Einsiedlerkrebs leben könnten und bereits glücklich sind, wenn wir unsere Freunde und Familie, um uns rum zuhaben, kann sich unser Partner als Verfechter einer guten Nachbarschaft herausstellen.
Neben sommerlichen Partys, Nachbarschaftsgrillen und dem Einsetzen in der eigenen Nachbarschaft/Kommune, können, alleine durch unsere vorhandenen kulturellen Unterschiede in der Beziehung, plötzlich ganz viele neue Dinge in unser Leben treten und das nur, weil unserem Partner diese Dinge sehr wichtig sind.
Etwas, womit jemand, der z. B. eher ein ruhigeres Leben bevorzugt, Schwierigkeiten bekommen könnte, weshalb es auch umso wichtiger ist, solche Vorstellungen des gemeinsamen Zusammenlebens zu besprechen, bevor man zusammenzieht. Nicht nur, um zu sehen, ob man auch wirklich zusammen passt, sondern auch, um sich notfalls einen Plan zusammenzustellen, damit man die beziehungsinternen Wünschen und die kulturellen Unterschiede in der Partnerschaft unter einen Hut vereinen oder Kompromisse erarbeiten kann.
Wenn auch die Eltern zu kulturellen Unterschieden in der Beziehung beitragen
Dies beginnt bereits bei der Umgebung, in der man wohnt und kann weitreichende Einwirkungen auf die Freunde & Familie, die Haushaltsorganisation, die Erziehung der zukünftigen Kinder und vor allem, auf die interkulturelle Beziehungsstruktur selbst, haben. Und gerade in den letzten beiden Punkten, nämlich Kinder und die eigene Beziehung, können bei religionsübergreifenden Beziehungskonstrukten oder stark kulturellen Traditionsverfechtern, wahrhaft schwerwiegende Probleme auftreten.
Vor allem, wenn die Eltern, von denen wir diese kulturellen Denkweisen geerbt haben, meinen, sich einzumischen. Dies kann bereits bei so etwas simplen, wie der Partnerauswahl anfangen. Wenn man nicht dieselbe Religion hat, wie der neue Partner, kann dies schon ausreichen, dass die eigentlich unterstützende Fraktion Eltern, plötzlich zum Gegenpol wird, welche die Beziehung dauerhaft gefährden kann.
Und es bleibt nicht nur bei der Religion. Wann, wo und wie die Feiertage gefeiert werden, wie religiös/wie aufgeklärt man die eigenen Kinder erziehen will oder wie unsere eigene Einstellung zum Leben oder zu den simpelsten Dingen ist, kann bereits ausreichen, dass wir es uns mit unseren eventuellen Schwiegereltern verscherzen. Etwas, was andersherum, natürlich genauso funktioniert, denn auch unsere Eltern können genauso wütend werden, weil wir, unserem Partner zuliebe, einige unserer kulturellen Denkweisen ablegen und in den Augen unserer Eltern uns von unserem neuen Partner zu sehr beeinflussen lassen.

Wenn andere sich in eure interkulturelle Beziehung einmischen
Neben unserer Familie, gibt es auch noch genügend Freunde oder Arbeitskollegen, die sich gerne, wenn mal über private Angelegenheiten gesprochen wird, einmischen, wenn man ein bisschen zu viel preisgibt.
Dies reicht von: „Wie? Ihr wollt kein Weihnachten mehr feiern, weil das zu kommerziell und zu stressig ist? Aber jeder feiert doch Weihnachten! Und wer feiert schon Hanukkah? Könnt ihr nicht beides machen? Sonst seid ihr total ausgeschlossen von der Gesellschaft! Und alleine eure Kinder erst, uiui … Ich muss schon sagen, man merkt langsam, dass dein Partner dir nicht guttut, wenn er dir selbst Weihnachten verbieten will. Denn du selbst hättest solch eine Entscheidung vor ein paar Jahren niemals getroffen!“
Bis hin zu: „Ihr wollt keine Kinder, obwohl ihr verheiratet seid!? Seid ihr des Wahnsinns!? Warum habt ihr dann überhaupt geheiratet?! Zu einer Ehe, gehören Kinder, das weiß doch jeder! Wartet nur ab, bis ich diesen Unsinn deinen Eltern erzählt habe. Die werden dir schon noch deine Birne wieder zurechtbiegen … Keine Kinder, ich fasse es nicht! Das ist doch keine ‘echte Familie’!“
Von Schuldzuweisungen an den eigenen Partner, bis hin zu echten Beleidigungen, nur weil man die Dinge anders machen möchte, können Menschen wahrhaftig kreativ werden, wenn es darum geht, ihre eigenen Traditionen oder Kulturen zu verteidigen.
Probleme, nicht nur weil andere sich eimischen müssen
Je weniger die Leute diese neuen kulturellen Dinge/Traditionen kennen und sich auch nicht darauf einlassen wollen, umso kreativer werden ihre Begründungen, warum sie mit eurer Entscheidung nicht leben können, obwohl es euer eigenes Leben ist, um das es hier geht. Dabei ist es egal, ob es um einen simplen Mitarbeiter, einen Nachbarn oder sogar jemand engeren wie einem guten Freund oder Familienmitglied geht, der euch seine eigene Meinung aufdrängen will und sich in eure interkulturellr Beziehung einmischt.
Und genau da liegt das Problem: Dass es Probleme geben wird.
Egal, ob beim ersten Schritt, indem ihr euch bereits kommunikativ auf euren Partner einlasst, um euer gemeinsames Leben so umzukrempeln, so dass ihr beide zufrieden seid oder später, wenn ihr die hart erarbeitenden Ergebnisse all dieser Diskussionen später vor einer dritten Person, die eigentlich überhaupt nicht involviert ist, auch noch verteidigen müsst.
Aber genau das ist auch wieder Kultur. Sich über diese auszutauschen, verstehen zu lernen, Dinge zu hinterfragen, abzugleichen und wenn sie einem gefallen, vielleicht sogar selbst in das eigene Leben einzubauen, damit es noch schöner und farbenfroher wird.

Kritik wird es immer geben, aber ihr findet euren eigenen Weg
Leider gehört dazu aber auch die Kritik, die man sich, auf der anderen Seite, natürlich auch anhören sollte, gerade bei Verbesserungsvorschlägen/Tipps. Allerdings auch nur so weit, bis diese Diskussionen wertend werden und wir uns, mit dem Gedanken daran uns selbst zu schützen, von solchen unreflektierten, absichtlich verletzenden und manipulierenden Aussagen fernhalten sollten.
Gerade, wenn unser Gesprächspartner sich nicht einmal für unseren Standpunkt interessiert, sondern nur seiner eigenen Angst, ausgelöst durch eure, eigene und vor allem andere Meinung, entgegenwirken will und deshalb so aufgebracht argumentiert. Etwas, mit dem wir, sobald wir uns für einen eigenen kulturellen Weg oder eben eine interkulturelle Beziehung entscheiden, leben müssen.
Wir können es nicht jedem recht machen und das müssen wir auch nicht. Es geht nur darum, dass wir und unser Partner, so wie unsere Kinder, glücklich sind. Alles andere muss zweitrangig sein.
Und damit ihr auch genau das sicherstellen könnt, hier noch ein Paar Tipps um in eurer interkulturellen Beziehung immer wieder auf einen gemeinsamen Weg zu kommen:
Kommunikation
Der wohl offensichtlichste Stützpfeiler, wenn es um Beziehungen geht. Ohne Kommunikation läuft gar nichts in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen jeglicher Art. Daher ist es umso wichtiger, bei solch etwas Einschneidendem wie die kulturellen Unterschiede in der Beziehung, sofort seinen Standpunkt festzustellen und gleichzeitig den des Partners zu erfragen. Wie bereits anfangs im Text beschrieben, können die kleinsten Ansichtsverschiedenheiten bereits das halbe Lebe beeinflussen, weshalb dringend geklärt werden muss, was beide sich von dem gemeinsamen Leben erwarten und wie sie vorhaben, es zu führen.
„Was wäre wenn“-Szenarien
Manchmal ist es leichter gesagt als getan, kulturelle Dinge und Wünsche zu besprechen. Denn oft merken wir erst später, während wir schon zusammenleben, welche Konsequenzen unsere interkultuerelle Beziehung im Zusammenleben hat und wie sehr sich dies auch auf uns selbst ausbreitet. Daher reicht es nicht nur, einfach über die Dinge zu reden, sondern auch verschiedene Situationen (am besten die kulturellen unterschiedlichen Situationen, die uns selbst wichtig sind, wie z. B. Weihnachten) anzusprechen und zu klären, wie unser Partner diese gerne handhaben würde.
Ihr entscheidet selbst
Wie bereits schon angeschnitten, gehört euer Leben euch. Egal, wie eure Freunde, Eltern oder eure Religion gewisse Dinge handhabt, ihr entscheidet, ob ihr diese Dinge beibehalten wollt und wenn ja, bis zu welchem Grad. Das heißt auch, dass ihr, wenn ihr euch entscheidet einige dieser Dinge beizubehalten, diese nicht einfach so auf euren Partner abwälzen könnt, nur, weil es ein Teil eures bisherigen Lebens war. Euer Partner, so wie ihr selbst, hat seine eigenen Denkweisen und Bedürfnisse und muss die Dinge, die ihr mögt, noch lange nicht mitmachen, nur, weil er euch liebt.
Euer Partner kann selbst entscheiden, was er bis zu einem gewissen Punkt, euch zuliebe, mitmacht. Benutzt also eure kulturellen und religiösen Ansichten nicht als Freifahrtschein, um das machen zu können, was ihr wollt. Redet miteinander und entscheidet zusammen, was das Beste ist, welche Kompromisse möglich sind und wie ihr die Situation handhabt

Und wie machen wir das mit den Kindern?
Kinder können eines der größten Streitthemen in einer Beziehung sein. In einer interkulturellen Beziehung kann dies sogar noch schneller zu einem Thema werden, bei dem man sich nicht gleich einig wird. Es ist ja bereits anstrengend genug, mit dem Partner über alltägliche Dinge wie „Darf das Kind so spät noch etwas essen oder nicht?“ zu diskutieren, aber in puncto Glauben/Religion/Kultur kann das Ganze noch komplizierter werden. Vor allem, wenn eure Meinungen das komplette Gegenteil vom jeweils anderen Partner sind.
Aber auch hier, lässt sich ein wenig Abhilfe schaffen, denn egal, was ihr euren Kindern auch kulturell näher bringen wollt, eines dürft ihr niemals vergessen: Sie entscheiden am Ende, wenn sie erwachsen sind selbst, was sie davon annehmen und was nicht. Genau wie ihr es getan habt.
Bis dahin, mag es vielleicht noch ein langer Weg sein, aber Kinder werden sich daran erinnern, wie ihre Eltern sich immer wegen dieser Dinge gestritten haben, weshalb ihnen diese ganzen kulturellen Hintergründe, gerade im steigenden Alter, egal werden können, da sie immer für den Stress zu Hause verantwortlich waren. Genauso werden sich Kinder aber auch daran erinnern, dass sie immer zu gewissen Dingen gezwungen wurden, die sie gar nicht wollten, was in der Pubertät für eine noch größere Rebellion sorgen kann, gerade wenn sie sehen, dass ihre Klassenkameraden diese Dinge nicht machen mussten.
Versuch macht Klug
Und eine noch größere Diskrepanz entsteht, wenn man gewisse Dinge verbietet oder gar nicht erst bespricht, welche die Kinder, sobald sie die Gelegenheit dazu bekommen, hinter dem Rücken der Eltern so oder so machen werden. Und gerade in den ganz heiklen Thematiken, wie z. B. sexuelle Aufklärung, kann das Vermeiden solcher Themen am Ende mehr Probleme mit sich bringen.
Probiert euch also mit euren Kindern selbst aus. Lasst sie bei gewissen Dingen und ab einem gewissen Alter selbst mitentscheiden und vor allem: Streitet euch mit eurem Partner nicht darum, welche Variante/Denkweise die Bessere ist. Probiert doch stattdessen einfach mal beides einfach aus und schaut euch an, wie die Kinder mit all dem umgehen.
Zur Not könnt ihr euch immer noch eine dritte Variante ausdenken oder Rat von euren Eltern/Freunden einholen. Aber je mehr ihr ausprobiert, umso mehr werdet ihr euren richtigen Weg als Elternteil finden und eure Kinder den Weg zu ihrer eigenen, selbst erarbeitenden Meinung ebnen.