Kompromisse sind das A und O in einer Beziehung.
Nur durch Wertschätzung und durch gegenseitige Kommunikation ist es möglich, dass eine Beziehung überhaupt funktioniert. Und eines dieser kommunikativen Werkzeuge sind Kompromisse. Wie im alltäglichen Leben kann nicht immer alles so funktionieren, wie man es gerne hätte.
Meist hat dies etwas mit den eigenen Kompetenzen zu tun, aber oft auch mit anderen Leuten, die die eigenen Handlungen einschränken könnten oder den allgemeinen gesellschaftlichen Regeln. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich im Leben Kompromissen hinzugeben. Und meist sind Kompromisse auch mehr als nur vorteilhaft.
Oft mögen sie einen einschränken, aber gerade das kann einen noch kreativer im Leben machen und einem Wege und Dinge ausprobieren lassen, von denen man vorher nicht wusste, dass es sie gibt oder dass diese Sachen für einen interessant sein könnten. Dennoch ist es nicht vermeidbar zu erwähnen, dass, auch wenn Kompromisse eine eher schlichtende Wirkung haben sollen, sie auf Dauer auch sehr schädigend sein können.
Nicht immer sind Kompromisse der richtige Weg
Wenn man immer Kompromisse machen muss, kann dies nicht nur die eigene Persönlichkeit einschneiden, sondern auch das Selbstbewusstsein und vor allem den Selbstwert drastisch beschneiden. Nicht umsonst bestehen viele toxische Beziehungen aus manipulativen Unterdrückungspraktiken, bei denen es darum geht, die Persönlichkeit des Partners zu unterdrücken, sodass man beginnt, an sich selbst/der eigenen Meinung zu zweifeln. Denn nur so, zum Beispiel durch das ständige Einfordern von Kompromissen, lässt sich eine andere Person auf kleiner Flamme halten und so formen, wie man will. Aber am Schlimmsten ist es, wenn man Kompromisse dauerhaft eingehen muss, beziehungsweise das Gefühl hat, dies tun zu müssen, um die Beziehung zu retten. Aber dies nur am Rande und nun zurück zu den Kompromissen in einer Partnerschaft!
Denn was sich viele von euch sicherlich fragen und vor welchem Problem wir alle schon einmal standen, ist: Wann ist ein Kompromiss genau ein Kompromiss zu viel? Und welche Kompromisse kann ich eingehen und welche nicht? Das Ding mit Kompromissen ist, dass sie Streitereien klären sollen. Wenn man in einer Beziehung nicht auf ein und dieselbe Meinung kommt, sind Kompromisse der beste Mittelweg, sodass man sich nicht zerstreitet.
Sei es, dass man sich bei dem Streitthema in der Mitte trifft oder dieses Mal das macht, was der Partner möchte und beim nächsten Mal man selbst dafür die Entscheidungsmacht über den aktuellen Streitpunkt erhält. Wichtig ist nur, dass man einen Mittelweg in der Beziehung findet, die beide Parteien verkraften und damit umgehen können. Und dies, ohne dass eine spezielle Grenze überschritten wird, womit wir die beiden vorherigen Fragen bereits angekommen wären.
Wann ist ein Kompromiss zu viel
Denn wann eine Grenze überschritten wird und wann ein Kompromiss genau ein Kompromiss zu viel ist, liegt nämlich an einem selbst. Leider gibt es hier, wie so oft im Leben, kein Patentrezept und man muss seiner eigenen Wahrnehmung und seinen eigenen Gefühlen vertrauen. Dazu gehört auch der eigene Selbstwert, der, abhängig von unserer Persönlichkeit und dem aktuellen Gefühlszustand mal mehr oder weniger im Vordergrund sein kann. Wichtig ist, dass wir uns für Kompromisse selbst reflektieren.
Egal ob und wann wir einen Kompromiss eingehen, wir müssen mit ihm einverstanden sein. Damit ist nicht gemeint, dass wir jedes Mal einen Kompromiss gutheißen müssen, denn das ist eine Idealvorstellung, die so weder im Alltag noch in der Beziehung noch sonst wo vorkommen wird. Es wird immer mal wieder passieren, dass wir für jemanden anderen einen Kompromiss eingehen, mit dem wir uns nicht identifizieren können oder den wir sogar nicht nachvollziehen können.
Allerdings braucht solch ein Kompromiss unser persönliches Akzeptanzsiegel. Wir müssen den Grund der Person, für den wir den Kompromiss eingehen, akzeptieren können und ihn deshalb, auch wenn wir nicht einverstanden sind, eingehen, weil uns die Person wichtig ist. Manchmal haben wir auch keine Wahl und gesellschaftliche Gegebenheiten oder unser Job fordern dies bedingungslos von uns, was noch belastender sein kann, da in diesem Fall keine eigens entschiedene Aufopferung für eine liebende Person dahintersteckt.
Dennoch werden solche Fälle in all unserer Leben vorkommen und sicherlich schon vorgekommen sein. Wir müssen, wenn es um die Leute geht, dir, wir lieben, auch mit den weit entferntesten Kompromissen und denen, die wir absolut nicht nachvollziehen können, im Einklang sein und sei es nur zur Liebe für den anderen. Besagte weit hergeholte Kompromisse müssen dafür allerdings innerhalb einer gewissen Schmerzgrenze liegen, die nur in seltenen Fällen überschritten werden sollte.
Gibt es eine Schmerzgrenze für Kompromisse
Und diese Schmerzgrenze ist, unabhängig von uns, erst einmal abhängig davon, was wir für den Menschen empfinden, für den wir bereit sind, diesen Kompromiss einzugehen. Auch hier sollte beachtet werden, dass egal wie sehr wir einen Menschen lieben, besagte Schmerzgrenze riesig ausfallen kann. So riesig sogar, dass wir unterbewusst unsere eigenen Grenzen für Kompromisse entweder verschieben oder diese oft unbewusst oder bewusst überschreiten, womit wir zum Hauptproblem kommen.
Nämlich, dass neben unserer Schmerzgrenze für Kompromisse nicht nur die unendliche Liebe für den Partner zählt, die laut Logik damit eine unendliche Schmerzgrenze mitbringen sollte, sondern auch unsere eigenen Gefühle, Denkweisen, Erfahrungen, Ängste und Menschlichkeit, die ebenfalls an besagter Schmerzgrenze gebunden sind. Denn je mehr wir beginnen, unsere Schmerzgrenze zu überschreiten, umso mehr werden wir uns selbst damit auch Schaden. Wie gesagt, in manchen Situationen wird man, ob es nun in der Beziehung, der Arbeit oder sonst wo ist, nicht darum herumkommen, die eigene Schmerzgrenze auch mal auszureizen oder sie aufgrund eines speziellen Anlasses zu verschieben, aber dies sollte nicht zum Dauerzustand werden.
Wir haben diese Schmerzgrenze, die bei jedem von uns anders ist und verschiedene Prioritäten beinhaltet, immerhin nicht umsonst. Je mehr sie verschoben wird oder je mehr man auf ihr herumtrampelt, um so mehr weitet sie sich aus, was darin enden kann, dass wir einer endlosen Aufopferung verfallen, ohne Rücksicht auf unseren eigenen Zustand oder dass wir uns durch das ständige Überschreiten der Grenze kaputtmachen. Dabei wird nicht nur das Selbstwertgefühl von uns einem heruntergezogen, sondern wir verlieren Achtung für unsere Schutzmechanismen, eigenen Denkweisen und Erfahrungen.
Außerdem überschreiten wir damit auch meist ein geistiges Limit, dass uns sogar physisch krank machen kann. Ganz abgesehen von all den anderen psychischen Nebenwirkungen, welche diese Grenzverschiebung haben können.
Kompromiss heißt, jeder opfert etwas
Allerdings bedeutet ein Kompromiss noch lange nicht, dass man sich über seine persönliche Grenze begeben muss. Die meisten Kompromisse werden innerhalb dieser Linien geschlossen, deshalb heißen sie auch ‘Kompromisse‘, damit jeder etwas opfert und trotzdem jeder etwas hat, worauf er sich freuen kann. So gesehen sollten Kompromisse, so lange sie sich in der jeweiligen Komfortzone unserer eigenen Persönlichkeit befinden, ja zu verkraften sein. Auch wenn einige von ihnen manchmal mehr an unserer Grenze kratzen als die anderen, die nah an dem dran sind, was wir uns gewünscht hatten.
Dennoch ist auch hier vorsichtig geboten. Denn wenn man jedes Mal Kompromisse machen muss, auch wenn diese noch innerhalb der eigenen Schmerzgrenze sind, kann dies ebenfalls gefährlich werden. Genau wie das Überschreiten der eigenen Schmerzgrenze kann das ständige Eingehen oder noch schlimmer, Einfordern von Kompromissen uns alle genauso kaputt machen, als wenn wir dabei unsere Komfortzone verlassen und unsere Schmerzgrenze zu Liebe für jemand anderen dauerhaft überschreiten. Denn genau wie die Grenzüberschreitung sorgen dauerhafte Kompromisse dafür, dass wir unserer Meinung, Erfahrung, Denkweise und Gefühle beraubt werden.
Was erst einmal so klingt wie die Basis einer toxischen Beziehung, ist leider die bittere Realität in vielen Beziehungen, die eigentlich gar keinen manipulativen Hintergrund haben und wo solche Dinge unabsichtlich/unbedacht passieren. Die Wahrheit ist, dass viele Kompromisse, gerade wenn man immer derjenige ist, der dabei am meisten zurücksteckt, nicht nur unsere Persönlichkeit einschneiden können, sondern auch die Motivation für die eigene Beziehung irgendwann kapern werden.
Irgendwann fangen wir an, wie bei der Grenzüberschreitung zu denken, ob wir nicht zählen. Ob wir nicht bereits genug geopfert haben und ob man überhaupt auf uns Rücksicht nimmt. Man beginnt die Taten der Liebe und Aufopferung gegeneinander aufzuwiegen, fast schon wie ein Selbstschutz, weil man sich Anerkennung wünscht und möchte, dass der Partner auch für einen solche Dinge tut.
Denn Kompromisse können auch einseitig gespielt werden. Dies passiert, wenn ein Partner mehr aufopfern muss als der andere oder wenn einer der Partner nur so tut, als würde er eine Menge opfern, aber in Wirklichkeit am Ende genau das rausbekommt, was er die ganze Zeit wollte. Besonders Kompromisse dieser Art sind dafür verantwortlich, warum viele Streitereien über genau das Thema aufbrechen, dass uns eigentlich näher bringen und helfen sollte.
Kompromisse können gegen einen benutzt werden
Ob nun mit böser Absicht oder unbewusst, wir selbst müssen entscheiden, was unsere Grenzen sind. Sei es nun unsere Schmerzgrenze oder welche Art von Kompromiss wir in Ordnung finden und welchen nicht. Die beste Art, sich gegen das eigene selbstzerstörende Verhalten zu schützen, das man beim dauerhaften Eingehen von Kompromissen entwickeln kann, ist zum Glück dieselbe Methode, wie man sich davor schützen kann, von bösen Menschen in dieser Hinsicht ausgenutzt zu werden: Selbstreflexion.
Es ist immer wichtig zu wissen, warum ihr was warum macht. Zwar sollte man sich diese Frage nicht bei jeder kleinen Entscheidung stellen, aber sobald ihr anfangt, ein schlechtes Gefühl zu bekommen, euer Gegenüber sich beginnt anders zu benehmen oder ihr euch aus irgendeinem Grund unwohl fühlt, tut es gut, sich einfach mal hinzusetzen und darüber nachzudenken, warum es euch so geht, wie ihr in diese Situation gekommen seid und ob ihr mit dem, was ihr jetzt habt, auch wirklich zufrieden seid.
Schnappt euch dafür einen warmen Kakao und setzt euch aufs Sofa, macht einen schönen, ruhigen Spaziergang, setzt euch Musik auf die Ohren und legt euch ins Bett oder macht einfach das, wobei ihr euch am wohlsten fühlt und geht in euch. Seid ehrlich dabei und fragte euch, ob das, was ihr bisher opfern musstet um genau hier zu sein, es wirklich wert war, so viele Kompromisse einzugehen. Viele werden jetzt sagen: „Ja, denn die Liebe ist unendlich, da ist kein Kompromiss zu wenig!“ Das mag zwar stimmen, aber euer Unterbewusstsein, eure Gefühle, eure Erfahrungen, eure Ängste, ja sogar euer Körper, können nicht endlos Kompromisse eingehen.
In euren Gedanken haben Gefühle kein Limit, aber die Wahrheit ist, dass auch eure Zweifel, Ängste und Bedenken irgendwann automatisch alleine schon um euch zu schützen, an die Oberfläche kommen, wenn ihr zu oft eure eigenen Limits überschreitet. Denn genau das ist es, was viele Menschen kaputtmacht und was man meist erst bemerkt, wenn es bereits zu spät ist. Wenn ihr euch also fragen solltet, ob ihr bereits einen Kompromiss zu viel eingegangen seid, dann seid ihr es wahrscheinlich schon. Denn sonst würde euch das Thema nicht so in euren Gedanken hängen bleiben.
Jetzt liegt es allerdings an euch, was ihr mit dieser Information macht:
- War dieser Kompromiss in Ordnung und vor allem fair?
- Was hatte ich am Ende von diesem Kompromiss?
- War mein Partner verständnisvoll oder hat er versucht, mehr für sich selbst aus der Diskussion rauszuholen?
- War dieser Kompromiss, der mir so schwergefallen ist, meine Entscheidung oder wurde er mir in den Mund gelegt?
- War dies eine einmalige Sache/Situation oder muss ich öfter solche ‘Opfer‘ erbringen, nur damit wir uns nicht streiten?
- Funktioniert unsere Beziehung eigentlich auch ohne Kompromisse?
Kompromisse sollten nicht alltäglich sein
Denn auch wenn Kompromisse wichtig sind, so dürfen sie nicht alltäglich sein. Alleine die Vorstellung, jeden Tag darüber zu diskutieren, nur um auf dieselbe Meinung zu kommen, ist schrecklich und zeugt von allem andere als Kompatibilität füreinander. Schlimmer noch zeigt es, dass ihr beide nicht einmal auf eine Diskussion verzichten könnt, um eurem Partner diskussionslos den Vorteil zu überlassen, was bei einem sich liebenden Paar manchmal selbstverständlich sein sollte. Überlegt also weise, wie sehr ihr euch in den eben gestellten Fragen wiederfindet und was eure eigenen Grenzen sind.
Was ist euch der Kompromiss wert und seid ihr aktuell überhaupt in der Lage, einen einzugehen? Sprecht euch mit eurem Partner über die Thematik aus, wenn es euch zu viel wird, macht euch, auch wenn ihr in einer Beziehung seid, stets selbst immer wieder klar, dass auch ihr als einzelner Mensch wertvoll seid und reflektiert euch, wenn ihr nicht mehr weiter wisst. Alternativ fragte Freunde, Familie oder am besten den unterstützenden Partner um Rat.
Und vergesst nicht, Kompromisse sind unglaublich wichtig und wunderbar, da sie alles und jeden zusammenbringen können, aber sie können uns leider, so hilfreich sie auch sein mögen, auch als Werkzeug dienen, um uns alle voneinander zu entfernen. Besonders von uns selbst.
Wenn ihr also mit Kompromissen in der Beziehung ein Problem habt, ein mulmiges Gefühl bekommen solltet oder euch nicht gehört von eurem Partner fühlt, sprecht mit ihm. Denn nur durch Kommunikation werdet ihr wirklich herausfinden können, was in euch, aber vor allem in eurem Partner vorgeht.
‘Kompromisse‘ sind und bleiben nur ein Werkzeug der Kommunikation und stellen damit nur einen kleinen Teil dessen dar, worauf es wirklich ankommt. Lasst also nicht den Kopf hängen, wenn es bei den Kompromissen mal hapern sollte, denn es gibt weitaus mehr im Bereich der Kommunikation, dass ihr dafür jeden Tag aufs Neue und mit präziser Genauigkeit hinbekommt und worüber sich euer Partner sicherlich freut. Und so lange ihr noch miteinander reden könnt, wird kein ‘Kompromiss‘ zu anstrengend oder zu schlimm sein, dass ihr ihn nicht für eine viel bessere Lösung, die euch beiden guttut, aus der Welt schaffen könnt.