Eine Scheidung ist ein heikles Thema.
Ursprünglich hatte man sich eigentlich zusammengefunden, weil man sich liebt und dies auch für den Rest des Lebens so beibehalten wollte, und plötzlich steht man da und hinterfragt nicht nur seine eigene Entscheidung, sondern noch viel schlimmer, den Lebenspartner.
Was vor noch gar nicht alt zu langer Zeit als kirchliches Taboo galt, ist heutzutage Normalzustand.
Mehr als jedes dritte Ehepaar lässt sich scheiden
Obwohl sich seit der letzten Messung in 2016 nur noch knapp 162.397 Ehepaare scheiden lassen haben (Was um einiges weniger ist als in 2008, wo es noch 191.948 Ehepaare waren) und nicht nur die Anzahl der Scheidungen sinken, sondern auch die der Eheschließungen stetig steigen, bleibt das Thema ‘Scheidung‘ ein wichtiger Punkt in unserer Gesellschaft. Denn meist beendet man damit nicht nur einen wichtigen Abschnitt in dem eigenen Leben, sondern auch den des Partners und im schlimmsten Fall noch der gemeinsamen Kinder.
Der Entschluss, der eine Scheidung mit sich zieht und was ihn daher auch so schwer macht zu fällen, ist die Tatsache, dass es nicht nur einen selbst beeinflusst, sondern alle involvierenden Parteien. Zuzüglich muss im schlimmsten Fall das ganze Leben umgekrempelt werden, Finanzen und Besitztümer müssen neu geregelt werden, die Kinder benötigen noch mehr Rückhalt und man muss sich selbst oder sogar von anderen Leuten Vorwürfe anhören.
Denn eine Sache hat sich seit Jahren nämlich leider nicht verändert und zwar, dass eine Scheidung von vielen als Scheitern angesehen wird. Und dies, obwohl es bei solchen Sachen wie Scheidungen nicht um Schuldzuweisungen gehen sollte, sondern darum, sein Leben wieder zu genießen. Die Entscheidung, sich zu scheiden, ist schon schwer genug, weshalb man einer Person, die sie tätigt, eher mit Respekt anstatt mit Verachtung begegnen sollte.
Aber genug zum öffentlichen Bild der Scheidung. Wie passiert es, dass es überhaupt zu einer Scheidung kommt? Wie kann einen der Gedanke kommen, sich scheiden zu lassen und was kann man tun, damit es gar nicht so weit kommt? Wann ist der Punkt, wo eine Scheidung unausweichlich ist?
Eine Scheidung kann von vielen Dingen ausgelöst werden
Fangen wir doch mit der Thematik an, bei dem kein Psychologe der Welt die Ehe noch als rettbar ansehen würde. Und dies ist, wenn der Partner einen selbst oder die eigenen Kinder offensichtlich physisch oder psychisch manipuliert/schädigt. Dies sollten Dinge sein, bei dem jedem klar werden muss, vor allem zum eigenen Schutz und den der Kinder, dass eine Trennung unausweichlich ist und erfolgen muss! Hier sollte es keine Ausreden geben und falls sie trotzdem da sind, sollte dringendste fachliche Hilfe konsultiert werden!
Außer diesem Extrembeispiel gibt es aber noch andere Gründe, sich zu trennen. Einer der wohl bekanntesten ist der Seitensprung.
Obwohl der Seitensprung oder auch die Angst (Manische Eifersucht dem Partner gegenüber aus Angst, er könnte einen Seitensprung haben) davor, oft genug der Gründe sind, dass Paare sich streiten und trennen, so haben sich viele Denkweisen um die treue, zweisamer Partnerschaft heutzutage weiterentwickelt.
Mal abgesehen davon, dass monogame Beziehungen nicht bei allen Menschen hauptsächlich praktiziert werden und das die sexuelle Neugierde gestiegen ist, die auch das Schlafen mit mehreren Personen oder anderen Paaren in Betracht zieht, ist es nicht mehr ganz so unüblich, ‘Seitensprünge‘, die mit dem Partner beidseitig vereinbart sind, zu haben. Diese Art von ‘Seitensprünge‘ sollten allerdings gut besprochen werden, vor allem, da sie auch emotionale Konsequenzen haben können, die die Beziehung nachträglich beeinflussen. Außerdem sollte geklärt werden, wer was darf und was nicht.
Simple Kommunikation kann hierbei Abhilfe schaffen, etwas, was bei einem nicht angekündigten und nicht vereinbarten Seitensprung nicht der Fall ist. Hier steht hauptsächlich das Gefühl des Betruges in Vordergrund, das für viele betrogene Partner mehr als genug ist, die Beziehung sofort und endgültig zu beenden. Und dies meist auch aus einem guten Grund. Denn wie sich herausgestellt hat, kann der Betrug der Person, der man am meisten auf der Welt vertraut, für langzeitige psychische Folgen aller Art sorgen.
Man fällt öfter unüberlegte Entscheidungen, fühlt sich minderwertig, sieht in anderen Menschen nichts Gutes mehr, misstraut dem Gegenüber und Selbstzweifel machen sich breit. Sogar Angststörungen und Depressionen können zu einer Folge von Betrug werden. Trotz allem bleiben einige Leute in der Partnerschaft und versuchen durch Kommunikation, Paartherapie und die Hilfe von Freunde und Familie wieder zueinanderzufinden. Ein löbliches Ziel, dass man allerdings niemals von einem betrogenen Partner voraussetzen sollte!
Meist hängt an dieser Entscheidung der Umstand des Betruges. Geht es dem Partner psychisch nicht gut in der Beziehung und ist das auch die Schuld von einem selbst? War es ein einmaliger ‘Unfall‘? War Alkohol im Spiel (Der dennoch nicht als Ausrede gelten sollte, trotz allem die Wahrnehmung aber unbestreitbar beeinflusst)? Waren Gefühle im Spiel? Ist das Sexleben kaum noch vorhanden oder unbefriedigend? Haben wir uns so im Alltag verloren, dass wir „uns“ als Paar gar nicht mehr gesehen haben?
Viele Dinge können und müssen, wenn die Ehe nach solch einem Vorfall weiter Bestand haben soll, beachtet und vor allem besprochen werden. Neben den Gang zu einem Paartherapeuten oder sogar einzelne Therapiestunden für beide Partner muss die Beziehung neu aufgerollt und strukturiert werden. Auch sollte einem klar sein, dass wenn man den Entschluss fasst, noch zusammen bleiben zu wollen, man mit den emotionalen Konsequenzen des Betrogenen zu rechnen hat, der trotz Aufrechterhaltung der Ehe nicht weniger unter dem Akt des Betruges leiden wird und sicherlich in vielen Situationen mit Misstrauen und Angst reagieren kann.
Außerdem sollte bei mehrfachem Betrug (Oder wenn doch Gefühle im Spiel waren), dringend darüber nachgedacht werden, die Ehe nicht doch zu beenden, da dem Betrüger anscheinend nicht so viel an der Partnerschaft hängt, dass es ihm vom fortführenden Betrügen abhält.
Verändernde Lebensabschnitte können zu Scheidungen führen
Ein weiterer Grund für Scheidungen sind die eigenen Kinder. Und damit ist nicht gemeint, dass die Kinder per se für die Scheidung sorgen, sondern dass sich ihretwegen das Leben entscheidend verändert hat. Neben vielen alltäglichen Problemen, die eine Beziehung nämlich bereits genug belasten können, sorgen Kinder, je jünger sie sind, dafür, dass die Zweisamkeit leidet. Nicht jeder hat das Glück, einen Krippenplatz zu bekommen, sofern man dies überhaupt möchte und auch sind Großeltern und Freunde, selbst wenn sie in der Nähe wohnen, nicht immer da, um auf die eigenen Kinder aufzupassen.
Noch trickreicher wird es, wenn der Partner oder man selbst noch Kinder mit in die Ehe bringt, die aus einer vorherigen Beziehung/Ehe entstanden sind und nun als Bindeglied zum alten Seelenverwandten dienen, mit dem man durch die Kinder unweigerlich immer in Kontakt kommen wird. Schlimmer wird es nur noch, wenn die Kinder aus vorherigen Beziehungen einen selbst nicht akzeptieren und die Ehe boykottieren oder sogar sabotieren.
So grausam es ist, dies vielleicht zu sagen, aber Kinder können durchaus zum Problemfall in einer Ehe werden. In diesem Fall ist es wichtig, auch schon vor der Ehe die Fronten zu klären. Das eigene Kind, auch wenn es nicht vom Partner kommt, sollte sich dennoch mit ihm verstehen. Wenn der/die Ex vorbeikommt, um das Kind zu sehen oder man fährt zu ihm/ihr, um es abzuholen, sollte ein gewisses Vertrauensverhältnis in der Ehe bestehen, dass man sich um vorherige Beziehungen keine Sorgen macht.
Und auch wenn Kinder wichtig sind und deren Fürsorge immer oberste Priorität haben sollte, so sollte man sein ganzes Leben nicht nach ihnen richten, sondern eher sie in seines ordentlich integrieren. Kommunikation sollte, wie so oft, Top-Thema sein und es muss möglich sein, die Kinder auch abgeben zu können, um Zeit für sich und/oder den Partner zu haben. Es muss auch ein Leben außerhalb des Elternseins ermöglicht werden. Denn wenn man das nicht schafft, leidet nicht nur die Ehe darunter oder man selbst, sondern vor allem das, was man am meisten beschützen will: Nämlich die eigenen Kinder
Auch die Finanzen können ausschlaggebend sein
Dazu gehören nicht nur die Finanzen allgemein, sondern auch, dass man Gefahr läuft, die Arbeit über alles andere zu stellen und kaum noch zu Hause ist. Was in vielen Berufen brutale Realität ist (Ärzte, Pflegekräfte etc.) und womit auch vor der Eheschließung gerechnet werden muss, kann in einigen Ehen zum Albtraum werden, wenn die Arbeit plötzlich dem gemeinsamen Familienleben den Rang abläuft.
Schlimmer wird es nur, wenn dazu noch finanzielle Probleme kommen und der arbeitswütige Partner abwesend sein muss, um überhaupt das Familienleben zu gewährleisten. Denn das bedeutet nicht nur Druck für die arbeitende Person, aufgrund der ständigen Abwesenheit vom Eigenheim, sondern auch Druck auf der Arbeit, den Job unter allen Umständen behalten zu müssen.
In diesem Teufelskreis gefangen zu sein, kann jede Ehe, wenn man zusammen keinen Ausweg findet, brechen. Denn egal wie sehr man es auch gut meint und wie sehr man sich aufopfert, am Ende bleibt immer etwas oder jemand auf der Strecke, vor allem man selbst. Hier gilt es, eine Lösung fürs Problem zu finden und finanzielle Beratung in Anspruch zu nehmen. Auch sollte bei zu viel Belastung ein Arzt hinzugezogen werden, da „Burn-out“, auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen, keine bloße Trenddiagnose ist.
Auch gefährlich wird es, wenn ein Partner oder beide Eheleute Probleme mit Finanzen haben. Dass bedeutet, dass jemand mehr ausgibt, als was er hat, nicht aufs Geld achtet, Geld unterschlägt/stiehlt für eigene Zwecke sinnlose Käufe tätigt oder im schlimmsten Fall sogar unter Spielsucht oder Kaufsucht leidet. Auch Fehlinvestitionen oder das Aufbauen eines selbstständigen Unternehmens können die Ehe auf eine harte Probe stellen und sollten daher genaustens überlegt und kommuniziert werden.
Genauso wie der Fakt, dass ein Elternteil nicht arbeitstätig ist. Wie bereits erwähnt, können Kinder an sich schon ein Scheidungsthema werden, schlimmer wird es, wenn sie der Grund sind, warum der Partner oder man selbst nicht arbeiten gehen kann/will.
Obwohl das Hauptmerkmal des Elternseins eigentlich auf die Erziehung der Kinder gerichtet sein sollte, arbeiten in vielen Haushalten beide Elternteile. Eine gute Sache, um die Finanzen abzudecken, aber eine besonders schlechte Idee, wenn man denkt, dass Erzieher und Lehrer die eigenen Kinder pädagogisch schon formen würden und das man dafür kaum zu Hause sein muss. Kein Wunder, dass es da einige Mütter oder Väter gibt, die lieber bei ihren Kindern bleiben wollen und entweder gar nicht oder nur teilweise etwas dazuverdienen möchten. Eine Thematik, die gerade in Geringverdienerfamilien zum Aus einer Ehe führen kann, wenn man sich nicht einig wird und die Finanzen nicht gut plant.
Alltagstrott
Wie bereits vorher angeschnitten, sorgt gerade der Alltag für viele Streiterein in einer Beziehung. Ob man nun Kinder hat oder nicht, es kommt bei jedem irgendwann der Punkt, wo alles so automatisiert abläuft und der Funke, der einen früher zusammengebracht hat, völlig verschwunden ist. Und dies gilt nicht nur für das alltägliche Zusammenleben, sondern auch für das gemeinsame Sexualleben, dass ein wichtiger Teil der Beziehung ist und aufrecht erhalten werden muss. Wenn man die gemeinsame Zeit nicht ordentlich nutzt oder sich viel zu wenig sieht (Was in Fernbeziehungen zum Beispiel passieren kann und schnell zum Eheaus führen kann), läuft man Gefahr, auf eine Scheidung zuzusteuern.
In diesem Fall ist Kommunikation gefragt. Man muss aktiv werden und überlegen, was einem fehlt und was man sich in der Beziehung wünscht. Genauso muss man auch auf die Bedürfnisse des Partners eingehen und den bestmöglichen Kompromiss finden. Man muss sich Zeit füreinander nehmen, auch wenn dies, im schlimmsten Fall, einen genau terminierten Plan erfordert oder man die Kinder und sei nur für wenige Minuten aus dem Haus bekommt.
Denn eines darf man in einer Beziehung und vor allem in einer Ehe niemals vergessen. Ihr arbeitet zusammen an einem Strang und müsst/dürft/solltet daher auch über alles reden können. Nutzt dies, anstatt in irgendwelche Verhaltensmuster etwas rein zu interpretieren und fragt stattdessen nach. Tauscht euch aus. Über eure Gefühle, Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse, denn nur so lernt ihr, was der andere und ihr wirklich wollt. So lange ihr das beherzigt, wird die Scheidung, auch wenn sie in einer schweren Zeit Mal zum Thema werden sollte, sich an eurer Zusammenarbeit die Zähne ausbeißen.
Scheidungen sind auch heute noch ein wichtiges und tägliches Thema in unserer heutigen Gesellschaft, dessen Inbetrachtzeihung oft vermieden wird, weil der Prozess dahinter als anstrengend oder unvorteilhaft angesehen wird. Oft sucht man die Ausrede in den Kindern in den Finanzen oder redet sich sogar selbst ein, dass man den Partner noch liebe, obwohl man genau weiß, dass dies mehr der Fall ist.
Dabei sollte mehr als nur klar sein, dass sobald
- Man sich nicht mehr wohlfühlt
- Interesse für eine andere Person entwickelt
- Unglücklich ist
- Sex mit dem Partner sich unausstehlich anfühlt
- Die Kinder (Wenn es welche gibt) unter der Ehe leiden (Oder man selbst)
- Betrogen wurde und weiß, dass neu verlieben unmöglich ist
- Äußerliche Einflüsse wie (Familie, Freunde, Geld, Haus, Arbeit) untragbar werden
sich nicht nur mit dem Partner/Therapeuten/Freunde/Familie beraten sollte, um zu sehen, was der nächste Schritt ist, sondern, wenn mehrere dieser Faktoren eintreten und unumkehrbar erscheinen, man in den sauren Apfel beißen und die Scheidung vollziehen sollte. Vor allem, wenn dies nicht das erste Mal ist, dass man diesen Gedanken hegt und man selbst die einzige Person ist, die noch um die Beziehung kämpft.
Eine Scheidung ist kein Scheitern
Alleine schon die „Sunk Cost Fallacy“ zeigt auf, in der es darum geht, dass man ungern etwas aufgibt, nur weil man bereits viel Arbeit/Kosten reingesteckt hat, dass meist nur Negatives auf solchen Gedankenstrukturen entsteht. Wenn man die Ehe aufrecht erhalten will, sollte man es fühlen und wollen, nicht wegen der Kinder (Denen es mit einer Scheidung sogar besser gehen kann, wenn der Haussegen dauerhaft schief hängt), der Familie, der Arbeit oder sonst wem weitermachen. Immerhin ist dies euer Leben nicht ihres.
Wenn man der Ehe eine zweite Chance geben will, sollte man es nur für sich selbst und der Liebe zum Partner tun und weil man daran glaubt, dass es wieder besser werden kann. Und selbst wenn es zur Scheidung kommt, ist dies nicht das endgültige Lebensaus. Denn man besitzt, auch wenn man es manchmal vergisst, noch ein Leben außerhalb der eigenen Familie und Beziehung. Aus jeder Scheidung kann man etwas Gutes mitnehmen.
Und sei es nur, dass man stärker aus ihr hervorgegangen ist, als man hineingegangen ist und das man dazu gelernt hat. Denn spätestens dann weiß man, was man auf gar keinen Fall möchte und wie der Fehler, der zu all dem führte, in Zukunft zu vermeiden ist.