Vergleiche sind zunächst keine Schande. Es ist sogar ratsam, Vergleiche im Alltag zu machen. Sei es Vergleiche bezüglich des Preises oder der Qualität eines Produkts von Dienstleistungen, politischen Parteien, Serien/Filme oder vieles mehr. Sogar Menschen lassen sich, unter dem Strich, vergleichen.
Wobei man gerade mit diesen Vergleichen eher vorsichtig sein sollte. Jeder Mensch ist anders und damit etwas Besonderes. Daher sind Vergleiche eher kontraproduktiv, sie können sogar Menschen gegeneinander anstacheln.
Natürlich ist es in gewissen Situationen sinnvoll, gewisse Eigenschaften mit anderen zu vergleichen, doch ganze Entwicklungen oder die Leistungsfähigkeit von z. B. Kindern zu vergleichen, wird alleine in der Pädagogik bereits verschmäht. Und trotzdem tun wir es, wenn auch unterbewusst. Aber es bleibt nicht nur bei den Vergleichen mit Kindern, wir vergleichen auch unsere Freunde mit anderen Freunden, unsere Familie mit anderen Familien und sogar unseren Partner mit früheren Partnern.
Oft dienen auch Rollen aus Serien, Filmen oder sogar Videospielen als Vorbilder oder Gedankenstützen für gewisse Erwartungen, die man an die eben genannten Vergleichspersonen hat. Doch genau ab diesem Punkt, gerade wenn es um Vergleiche mit hervorgehobenen Personen aus dem öffentlichen Leben, gespielten Rollen oder Leute aus animierten Filmen/Serien oder sogar um die Leute geht, die man tagtäglich sieht, aber selbst kaum kennt, sollten Vergleiche vorsichtig und mit Bedacht gemacht werden.
Vergleichen ist nicht immer schlecht, aber aufpassen, wenn es um Perfektionismus geht
Denn oft steht bei diesen Vergleichen Perfektionismus im Vordergrund. Es werden unrealistische Maßstäbe in Beziehungen vorgeträumt, das Konzept der Liebe komplett unrealistisch dargestellt oder die Charaktere als utopisch empathisch, Gedankenlesend oder viel zu einseitig dargestellt. Ein Mensch ist mehr als nur das, was im Film dargestellt wird. Auch wenn jemand unglaublich empathisch ist, kann er immer noch zu den Leuten gehören, die niemals zu Hause aufräumen. Denn egal wie man diese Rollenvorbilder sieht, meist füllt man die Lücken deren fehlender Charaktereigenschaften mit den eigenen Wunschvorstellungen auf und die Person, die man anhimmelt, wird nur noch perfekter, obwohl sie es wahrscheinlich gar nicht wäre.
Ob nun reale Menschen, fiktive oder berühmte Leute aus Hollywood, so gerne man uns dies auch verkaufen will, wie perfekt sie alle sind, sie sind es nicht. Und genau da liegt der springende Punkt mit Vergleichen. Denn manchmal können Vergleiche uns auch wütend machen. Man macht die Vergleichspartei zu seinem persönlichen Ziel, dass man niederringen muss, obwohl man an dieser Stelle das Vergleichen eher bleiben lassen und sich stattdessen auf sich selbst konzentrieren sollte.
Genauso kann jemand, der ständig ungefragt mit anderen verglichen wird, auch arrogant werden, empathisch abstumpfen und alles als selbstverständlich erachten. Aber Vergleiche in der Beziehung können auch positiv sein.
Wenn viele Menschen von ihrem Traumpartner sprechen, kann es schon mal abgefahren, unrealistisch oder fast schon traurig simpel werden. Dennoch sind diese Gedanken, die man äußert, unsere persönliche Realität. Sei es, dass wir diese Gedanken geformt haben, weil wir bereits eine Beziehung hatten, uns auf unsere Wünsche fokussieren oder wir nur jemanden haben möchten, mit dem wir gut zusammenpassen. Es sind unsere eigenen Gedanken und Vorstellungen, über die wir die völlige Kontrolle haben.
Es ist wichtig, realistische Maßstäbe zu setzen
Dennoch sind besonders im Fall der Partnerfindung Vergleiche wichtig. Oft weiß man bereits, was man will und wenn man bereits eine Beziehung hatte, umso mehr, was man vielleicht nicht will. Denn aus unseren Erfahrungen und Wünschen bildet sich das Bild dessen, wonach wir uns sehnen und dies ist meist durch prägende Erinnerungen oder Vergleiche entstanden. Es ist also mehr als berechtigt, Vergleiche zu ziehen, wenn man dabei ist, sich in eine Partnerschaft zu begeben oder bereits eine besitzt.
Es ist auch wichtig für einen selbst sich zu fragen, ob man glücklich ist. Oft genug passiert es, dass uns das unrealistische Konzept der Liebe nämlich auch zu den Menschen führt, die wir uns so gar nicht ausgemalt oder gewünscht haben. Besonders dann gilt es Vergleiche mit seinen eigenen Vorstellungen und Wünschen zu ziehen, da diese Art von Beziehung entweder ewig halten kann oder meist zu Unrecht in die Länge gezogen wird, da man den Punkt der Trennung irgendwie verpasst hat.
Selbstreflexion mit sich selbst ist wichtig und genau in diesem Rahmen sollte man auch bleiben. Wenn z. B. Der Ex-Partner gewisse Eigenschaften hatte, die einem in der neuen Beziehung fehlen oder die man mochte, sollte man es besser wissen, als dies dem neuen Partner unter die Nase zu reiben. Es kommt nie etwas Gutes dabei heraus, einen Menschen mit einem anderen zu vergleichen. Besonders beim Thema des intimen Ex-Partners kann dies mehr als nur sauer aufstoßen.
Was aber verglichen werden kann, sind unsere Empfindungen bezüglich des Ex-Partners. Wenn dieser nämlich gewisse Eigenschaften hatte, die uns bei unserem jetzigen Partner fehlen und die wir uns wünschen, haben wir folgende Möglichkeiten, wie wir mit diesen Gedanken umgeht:
1. Wir wägen ab, wie wichtig uns diese Eigenschaften sind und ob wir wirklich riskieren wollen, deshalb in den Diskurs mit dem Partner zu gehen. Hier sollte der Ex-Partner nicht erwähnt werden. Meist vermisst man ja die Person, sondern nur sein Verhalten und genau darum sollte es auch gehen. Dass man sich gewisse Verhaltensmuster in der Beziehung wünscht und nicht darum, dass der neue Partner genauso wie der Ex-Partner wird. Auch sollte damit zu rechnen sein, dass wenn der Partner gewisse Dinge anders machen soll, er sie immer noch anders machen kann, als wie ihr es von eurem Ex-Partner gewohnt seid.
2. Wir reflektieren kurz über uns selbst, warum wir ausgerechnet jetzt diese Eigenschaften an unseren Ex-Partner vermissen. Vermissen wir vielleicht in Wirklichkeit unseren Ex? Oder ist etwas in unserer Beziehung passiert, dass wir von dem üblichen Muster fliehen wollen? Wollen wir doch einfach nur unser Zusammenleben verbessern? Sind wir mit der Beziehung zufrieden, wenn uns solch ein Gedanke kommt? Sehen wir uns nach Stabilität, verkleidet in alten Verhaltensmustern von unserem Ex?
3. Fragt euch „Wie realistisch bin ich gerade?“. Geben meine Forderungen/Wünsche überhaupt Sinn? Macht mein Partner nicht bereits genug/hat genug positive Eigenschaften? Ist meine Erwartungshaltung vielleicht das Problem oder lässt mein Partner wirklich einige Dinge schleifen? War er jemals überhaupt das, was ich mich gewünscht habe?
Du wirst immer wieder in Gedanken vergleichen
Genauso unruhig kann es werden, wenn ihr wiederkehrende Parallelen zu eurem Ex in eurem jetzigen Partner wiederfindet, die genau der Grund sind, warum ihr euch getrennt habt. In diesem Fall solltet ihr dies dringend ansprechen und bevor ihr das tut, noch einmal die Situation reflektieren: Ist dies nur eine Phase eures Partners? Ist eure Angst vor dem erneuten Scheitern einer Beziehung so stark, dass ihr eventuell die Dinge verzerrt wahrnehmt oder ist eure Sorge berechtigt? Wenn die Sorge berechtigt ist, wie schlimm sind die Eigenschaften für euch und lohnt es sich, aus dem Nähkästchen zu plaudern und die Geschichten mit dem Ex auszupacken?
Im letzten Fall hängt dies ganz von euch und eurem Verständnis zu eurem Partner ab. Natürlich könnt ihr einfach auf einer sachlichen Ebene bleiben und schlicht und einfach die störenden Eigenschaften ansprechen und zusammen kommunizieren, wie ihr als Paar mit diesen umgehen wollt. Wenn ihr allerdings wirklich Angst vor einer Wiederholung der Muster oder einer Trennung habt, wäre es nicht schlecht, eurem jetzigen Partner eure Angst anhand eurer Erfahrung mit dem Ex zu präsentieren.
Eine berechtigte Sorge, auf die im Normalfall Verständnis treffen sollte, sodass ihr gemeinsam die Möglichkeit habt, die Angst und Differenzen aus der Welt zu schaffen. Dennoch sollte die „Ex-Karte“ nicht zu oft ausgespielt werden, da ihr so unterbewusst alleine schon mit dem Satz einen Vergleich setzt. Und wie wir bereits gelesen haben, kann ein Vergleich einen ziemlich unter Druck setzen und den anderen verletzen.
Wählt eure Worte also weise, wenn solche Situationen aufkommen sollten. Und viel mehr noch, wenn ihr Vergleiche zieht, bleibt auf eurer eigenen Ebene. Redet nicht darüber, wie toll euer Ex aufgeräumt habt, sondern darüber, dass ihr euch wünscht, dass der Partner mehr im Haushalt macht. So umgeht ihr nicht nur belastende Vergleiche, sondern ihr lernt auch euch selbst mehr an euren eigenen Wünschen und Gedanken zu orientieren, anstatt an Personen, die aus all diesen Eigenschaften bestehen.
Wenn ihr Vergleiche macht, bleibt realistisch und gebt euch nicht dem scheinheiligen, äußerlichen Perfektionismus der anderen hin. Und wenn ihr Vergleichen wollt, bleibt dabei realistisch und simpel. Benutzt diese nicht als Maßstab für die Personen in eurer Umgebung. Und wenn ihr merken solltet, dass eure Maßstäbe nicht erfüllt werden und ihr unglücklich seid, dann habt ihr jedes Recht, anders zu agieren oder im schlimmsten Fall sogar zu gehen.
Denn auch wenn man selbst nicht das Recht besitzt, sich gewisse Eigenschaften oder Reaktionen von anderen zu wünschen/erwarten, so besitzt man dennoch das Recht über die eigenen Vorstellung, Wünsche und sein eigenes Glück.
Wenn es Eigenschaften gibt, mit denen ihr absolut nicht umgehen könnt/wollt und die ihr auch nicht mit der Hilfe eures Partners verbessert werden können, dann habt ihr jedes Recht, aufgrund eurer Wünsche und Vorstellung in einer Beziehung zu gehen. Wobei dieser Schritt nach allem, was wir eben aufgezählt haben, auch gut überlegt sein sollte.
Denn manchmal sind Vergleiche, so gefährlich sie auch sein können, der Schlüssel, damit wir erkennen, was wir wirklich wollen und was nicht.