Die Überschrift sagt schon alles und jeder, der bereits das 30 Lebensjahr erreicht hat und aus irgendwelchen Grund ein Dasein als Single führt, weiß, dass diese Aussage leider der harten Realität entspricht. Das Problem an dieser Wahrheit ist allerdings nicht, dass man ab 30 Jahren zu alt ist, sondern wie unser tägliches Leben sich entwickelt hat.
Ein Blick in die eigenen Freundeskreise oder zu unseren Eltern oder Großeltern, die einem erzählen, dass sie schon mit Mitte 20 oder sogar früher verheiratet waren und ein Trend stellt sich heraus: Ab 30 Jahren sind die meisten Menschen bereits dabei, ihre Vorstellungen vom Leben wahrzumachen.
Bestehen diese nun daraus, bereits eine Familie zu besitzen, mindestens geheiratet zu haben oder verlobt zu sein, ein Haus zu kaufen oder oder oder. Mit 30 Jahren wissen die meisten Menschen genau, was sie wollen. Entweder sind sie noch mitten drinnen, es zu erreichen oder haben es bereits erreicht. Und dazu gehört nun mal bei vielen Menschen auch die Familienplanung und eine gut funktionierende Beziehung.
Frauen in ihren 30ern haben oft mehr Probleme als Männer
Ganze 16,4 Millionen Menschen, was jeden fünften Deutschen entspricht, leben in einem Singlehaushalt. Hinzu kommt noch, dass nachweislich Frauen in dem Alter mehr Probleme beim Daten haben, als das männliche Geschlecht. Denn sie sollen sich aufgrund des anziehenden Alters von 30 Jahren angeblich sogar in ihrer Prime-Time befinden.
Was also passiert da genau mit dem Meilenstein des 30 Lebensjahres, der es uns allen so schwer macht, in dem eigentlich viel zu großen Datingpool Fuß fassen zu können? Wo liegen die Probleme? Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern und gibt es überhaupt gute Seiten des Datings, sobald man das 30 Lebensjahr erreicht? Leider werden die Probleme beim Daten mit 30 Jahren nicht weniger. Auch wenn man mit 30 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört, sieht der sonst so volle Datingpool plötzlich ganz anders aus.
Und hier geht es nicht einmal hauptsächlich darum, dass die Menschen weniger werden, was ebenfalls ein Problem darstellt, da, wie bereits erwähnt, die meisten Menschen sich in diesem Alter oder weitaus davor bereits angefangen haben zu binden, sondern es liegt auch an den möglichen Partnern selbst. Wie bereits beschrieben, sind viele Menschen bereits in Beziehungen, Ehen oder eigen gemachten Familien integriert, sobald sie das 30 Lebensjahr erreichen.
Was aber passiert, wenn genau diese Menschen sich plötzlich trennen?
Viele Menschen tragen Ballast mit sich herum
Und dazu gehören noch nicht einmal einige Jugendsünden oder die familiären Probleme aus dem Elternhaus, die vielleicht noch nachhängen können. Wir sprechen hier nur von Menschen, die vielleicht eine jahrelange Beziehung oder Ehe hinter sich gelassen haben und im besten Fall sogar noch eigene Kinder besitzen, mit denen es sich bei einer tieferen Beziehung gilt, zukünftig zu arrangieren.
Wir reden hier von Menschen, die alles verloren haben können und selbst zu dem Zeitpunkt, in dem man sich mit ihnen trifft, noch nicht ganz wieder auf dem Damm sein können. Psychische Probleme aller Art können hier ebenfalls ein Begleiter des Datingauserwählten sein, plus die große Frage, die sofort bei vielem im Raum stehen wird: Warum fand hier überhaupt eine Trennung statt?
Denn je länger man mit seinem Partner zusammen war, umso länger dauert es auch sich wieder von einer Trennung zu erholen. Alleine diese Dinge können bereits genug sein, dass man nach einem einzigen Date feststellen muss, dass man überhaupt nicht zusammenpasst.
Man geht ungern Kompromisse ein
Wie alle anderen, die zum selben Zeitpunkt vielleicht bereits eine eigene Familie besitzen oder mindestens den Partner fürs Leben gefunden haben, wissen natürlich auch viele Singles genau, was sie mit 30 Jahren vom Leben wollen. Kinder? Ja, nein? Falls ja, wann? Will man in einem eigenen Haus wohnen? Wenn ja, wo?
Solche Fragen, so wie die über die eigenen finanziellen Verhältnisse und Jobvorstellungen können viele mit 30 Jahren bereits bestens beantworten. Und genau, weil man diese Dinge so gut beantworten kann, ist man weniger bereit für Kompromisse. Zu sehr ist das eigene Leben routiniert, als dass man Platz machen möchte, um neue Ideen, Vorstellungen und Kompromisse zuzulassen. Dies geht sogar so weit, dass einige in ihrem Alltag weder Zeit noch Lust finden, mit dem Daten überhaupt (wieder) anzufangen.
Besonders bei Akademikerfrauen soll dies laut einer Studie der Dating-Plattform „Elite-Partner“ vorkommen. Ganze 38% der gut gebildeten Damen gab sich selbst daran die Schuld, dass sie keinen Partner hätten. Die Gründe dafür sind zu einem ihre Kompromisslosigkeit, so wie ihre Prioritäten in den 20er Jahren, wo das Studium und Karriere, so wie einzelne Hobbys oberste Priorität besaßen. Auch die Psychologin Caroline Erb benennt diese Phase an mangelnden Männerbekanntschaften bei Frauen als „Rushhour des Lebens“, welche die Damenwelt frustriert zurücklässt, sodass sie gar nicht erst weiter anfangen, den einen Partner zu suchen. Und die Akademikerdamen, die sich trauen, sich in den großen Datingtümpel zu werfen, müssen sich dann oft zusätzlich noch mit einem ganz anderen Problem beschäftigen.
Denn wie der Buchautor Roman Koidl herausfand, welcher diesbezüglich auch viele betroffene Frauen zum Thema befragte, um sein Buch „Der letzte Scheißkerl“ zu schreiben, haben besonders attraktive und gebildete Frauen sogar noch mehr Probleme. Je attraktiver und je gebildeter die Frau, umso schneller kann es passieren, dass sie den gefundenen Mann nach einer kurzen Zeit wieder rauswirft. Einfach aus dem Grund, weil viele aus Frust und Kompromisslosigkeit anfangen, die eigene Beziehung zu sabotieren, indem sie z. B. ihren Beziehungspartner herablassend behandeln. Ihre Attraktivität, die dafür sorgt, dass sie stets neue Flirterlebnisse erfahren, plus ihre eigenen hohen Ansprüche, werden hier zum niemals endenden Teufelskreis, bei dem eine Datingverdrossenheit kaum zu verhindern ist.
Wenn man zu viele Kompromisse eingeht
Während einige zu wenig Kompromisse eingehen, gibt es Menschen, die fast nur Kompromisse machen, was nach einer gewissen Zeit im Datingpool oder je nach zukünftigen Wünschen und Vorstellungen auch oft keine Überraschung mehr sein sollte. Viele wollen ab 30 Jahren sesshaft werden, haben genaue und manchmal sogar bereits geplante Zukunftsvorstellungen, in denen eigentlich nur noch die richtige Person neben einem fehlt.
Der Druck, den man sich selbst macht, wird immer größer. Ganz zu schweigen von dem Druck, der in Form von gehässigen Kommentaren, einigen Späßen oder dem Generve der eigenen Familie oder Freunde mit ein herkommt. All dies in Kombination mit eventuell bereits gescheiterten Beziehungen, die mindestens die Hälfte der Zeit benötigt, wie man zusammen war, um über die gemeinsame Zeit hinwegzukommen und die innere Druckexplosion ist perfekt.
Ganz zu schweigen von den ganzen schlechten Datingerfahrungen, die sich leider auch häufen können und noch mehr Druck von Außen ausüben. Da hilft es auch nicht, dass die Datingapps meist für eine jüngere Generation ausgelegt sind und dass die meisten Männer sich jüngere Partnerinnen suchen, während die Frauen meist ihrem Alter entsprechend auf die Suche gehen, wodurch das geringe Männerpolster des Datings noch weiter schrumpft.
Ehe man sich versieht, geht das Dating, das in dieser Altersklasse durch den erhöhten Druck und die zukünftigen Pläne eh schneller ist als in den Altersklassen davor, nun noch schneller. Vielleicht sogar zu sehr. Viel zu schnell und ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse, das Zusammenpassen beider Charaktere, der Angst vor dem Alleinsein und manchmal sogar auf die Kosten der eigenen zukünftigen Wünsche, Vorstellungen und Ziele, wird eine Partnerschaft ins Leben gerufen, die so normal überhaupt keinen Bestand hätte.
Manche überstürzen ihre Entscheidungen
Man heiratet vielleicht viel zu schnell, ohne den anderen überhaupt richtig zu kennen, stürzt sich aus lauter Verzweiflung in eine toxische Beziehung oder gründet später eine Familie mit jemanden, den man überhaupt nicht leiden kann und an dessen Seite man seine wahre Persönlichkeit weder rauslassen noch entfalten kann. Natürlich kann auch hier ein Teufelskreis aus gescheiterten Datingerfahrungen entstehen, der einen nur immer tiefer in die Verzweiflung des Datings wirft, wodurch man Gefahr läuft, nur noch mehr Kompromisse einzugehen, was die Sache zusehends verschlimmert.
Am wichtigsten sei es, dass man als Paar eine gemeinsame Agenda, einen gemeinsamen Wunsch besitzt, an dem man als Team zusammen das ganze Leben lang arbeiten kann. So praktisch es auch ist, dass man weiß, was man mit 30 Jahren vom Leben will, so wird man ohne das Eingehen von Kompromissen und ohne das Nutzen der Gemeinsamkeiten, das man benötigt, um ein gemeinsames „Wir“ aufzubauen, nicht erfolgreich sein. Selbst der klügste, attraktivste und reichste Mensch im Datingtümpel würde in diesem, ohne diese Dinge zu beachten, gnadenlos versinken.
Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass es immer wieder miese Erfahrungen, so wie auch toxische Menschen gibt, die immer eine Ausnahme darstellen werden und unsere Datingerfahrungen bodenlos ins Negative ziehen werden. Dennoch sollte es einem zu denken geben, dass es öfter die eigene Einstellung selbst ist, die uns das Dating verhagelt und nicht die, wie so oft erzählten, schlimmen Erfahrungen mit anderen ist, die so viele Menschen vom Daten abschreckt.
Denn Dating ab 30 Jahren ist noch lange nicht so düster, wie viele Medien es darstellen! Neben all den schlimmen Dingen, die passieren können und die wir eben aufgezählt haben, hat das Dating ab 30 nämlich auch erhebliche Vorteile, die sogar nachträglich eine Beziehung eher stärken können als die, die in den wilden 20ern geformt worden.
Ab 30 weiß man was man will
Die Tatsache, dass man weiß, was man will, hilft es einem besser im Leben und mit dem Dating klarzukommen. Während man in den 20ern noch überlegt hat, was man vielleicht im Leben möchte, hat man mit 30 Jahren meistens einen festen Plan bzw. eine Idee. Dies ist überaus vorteilhaft beim Daten. Nicht nur, weil man dann genau weiß, was man eben nicht möchte, sondern auch, weil solche Eigenschaften mehr als nur attraktiv auf andere Personen wirken. Ganz abgesehen davon, dass der Datingpartner ganz genau weiß, worauf er sich einlässt, womit eine Trennung aufgrund von unterschiedlichen Zielen hier wohl eher seltener vorkommen wird.
Man ist mit seinen Menschenkenntnissen gewachsen, was einem dabei helfen wird, die potenziellen Datingpartner besser zu durchschauen. Ist der Datingpartner ein Blender und lügt? Was mache ich mit einem Menschen, der ständig über sich erzählt und dabei die Opferrolle spielt? Ist mein Gegenüber ein bisschen zu selbstverliebt oder ist er in Wirklichkeit ein Player? Die Erfahrungen, dazu gehören auch leider die Schlechten, die man in seinem Leben bisher machen musste, sind besonders hier sehr brauchbar, damit man früh genug erkennen kann, wann es einer ernst mit einem meint und wann nicht.
Die Panik um die Datingapps für junge Menschen sind zwar berechtigt, aber noch lange kein großes Problem mehr. Man muss nicht extra auf Tinder einen Livestream machen, um mehr Menschen derselben Altersklasse anzuziehen, sondern es gibt inzwischen mehr als nur gute Apps und Internetseiten, auf denen man Gleichgesinnte mit denselben Hobbys oder Interessen trifft. Ganz abgesehen davon, dass, falls solch ein Service nun erhebliche Geldsummen verlangen sollte, diese mit 30 Jahren und einem sicheren Einkommen weitaus besser zu tragen sind als mit 20.
Auch gibt es mit 30+ viele weitere Angebote wie das Speeddating, das ja für alle Altersklassen verfügbar ist, so wie die berühmten Ü-30 Partys. Man ist also nicht komplett alleine auf dem Datingmarkt. Sobald man die 30 erreicht hat besitzt man mehr als genug Optionen, diesen auch wieder zu verlassen. Unsere medial und kapitalistisch geprägte Gesellschaft, die einem einreden will, dass man nur als Paar glücklich ist, könnte nicht ferner von der Wahrheit sein. Denn Glück ist nämlich genau so auch als Single erreichbar. Viel mehr noch kann jeder Mensch wohl mit gutem Gewissen sagen „Lieber bin ich alleine, als mit dem falschen Menschen zusammen“ und genau das trifft auch auf das Single-Dasein während der Partnersuche zu. All die Schwierigkeiten, die auf eine Partnerschaft folgen können, wo beide Menschen nicht kompatibel miteinander sind, sind schier unendlich. Vor allem, wenn man dies nicht früh genug erkennt. In solch einem Fall kann man das Single-Dasein mehr als nur genießen und sich darüber freuen, dass beziehungstechnisch noch nicht alles entschieden ist, anstatt die falschen Entscheidungen getroffen zu haben.
Die eigene Persönlichkeit spielt eine große Rolle
Die Stärkung der eigenen Persönlichkeit zwischen all diesen anstrengenden und manchmal lästigen Datingerfahrungen ist sicherlich nicht die allererste Priorität bei vielen, aber sie ist dennoch vorhanden. Denn neben all den Tiefs, die man während der Partnersuche erleben kann, gibt es genau so viele Dinge, auf die man stolz sein kann.
Entweder, dass man einen überaus aufdringlichen Datingpartner den Laufpass gegeben hat oder weil man sich zum x-ten Mal vor der Familie rechtfertigen musste, weil man noch immer nicht verlobt oder verheiratet ist. Solche Dinge, so schwer sie auch im ersten Moment zu ertragen sind, stärken die eigentliche Persönlichkeit und formen einen stetig weiter.
Die Tatsache, alleine zu überleben und trotzdem das nötige Glück und Selbstvertrauen in sich selbst zu finden, während man für sich selbst und seine Ideale einsteht, ist eine Lektion, die viele Menschen bis an ihr Lebensende nicht begreifen/erkennen werden. Wichtig zwischen all dem ist, dass man nicht einfach aufgibt und standhaft bleibt. Dies gilt nicht nur für die eigene Persönlichkeit und eure Wünsche, sondern auch für die Partnersuche selbst.
Immerhin ist es mehr als nur möglich, dass ihr euren richtigen Lebenspartner bisher nur noch nicht getroffen habt, weil euch genau die eine Lebenslektion aus der zukünftigen Datingerfahrung XY noch fehlt, damit ihr mit eurem für euch bestimmten Lebensgefährten auch auf denselben Nenner kommt, sobald ihr euch das erste Mal begegnet.