Jeder sollte diesen einen Satz kennen, den die meisten von uns schon seit Kindesalter hören: „Nur, weil jemand von der Brücke springt, musst du nicht hinterherspringen“. Ein Satz, der implizieren soll, dass Vergleiche nicht gut sind. Und man hört es immer wieder, vor allem je älter man wird.
„Vergleiche dich nicht ständig mit anderen, dies kann psychische Probleme und Stress auslösen. Jeder Mensch ist anders und jeder hat verschiedene Empfindungen, Erfahrungen und Hintergründe“ „Vergleichen Sie nicht Ihre Kinder. Das kann Druck und unrealistische Erwartungshaltungen hervorrufen“
Und obwohl solche Aussagen mehr als nur der Wahrheit entsprechen, ist es dennoch wichtig, auch zwischenzeitige Vergleiche zu ziehen. Und das in allen Bereichen. Dies ist nicht nur unerlässlich, um zu sehen, auf welchem Stand man selbst ist, sondern auch um zu sehen, wie man sich verbessern kann.
Holt euch Inspiration
So lange Vergleiche als ‘Inspiration’ und ‘Orientierung’ genutzt werden und nicht als das unbestrittene Ultimatum genutzt werden, die koste es, was es wolle, erreicht werden müssen, ist ‘zu vergleichen’ eine gesunde und sehr menschliche Angelegenheit.
So ist es auch bei Beziehungen. Denn gerade da kann ‘Vergleichen’ eine Menge bringen, wenn man es richtig macht. Fangen wir zuerst mit der simpelsten Sache an. Ihr könnt einen anderen Beziehungsaufbau, beziehungsweise eine andere Beziehungsart kennenlernen, die euch beflügeln könnte. Noch ein Grund, weswegen es gut ist, sich mit anderen Leuten in Beziehungen zu vergleichen ist, Anstöße für gemeinsame Aktivitäten zu bekommen und die eigene Gefühlswelt besser zu erforschen.
Wer kennt es nicht?
In der Anfangszeit der Beziehung wirkt alles aufregend. Selbst ein einfacher Gang zum Supermarkt wird zu einem halben Ausflug voller Herzflattern, sobald man den Partner auch nur in seiner Nähe hat. Dennoch, wie wir alle wissen, verfliegt diese Aufregung schnell über die Jahre und der Alltag übernimmt wieder die Führung. Ein ganz normaler, leider auch entschleunigender Prozess, den nicht viele Beziehungen überleben, auch über eine längere Zeit.
Was also tun, wenn man dieses Gefühl der Aufregung, der Spannung, wiederhaben will? Was tun, wenn einem die Ideen ausgehen, was man zusammen machen kann? Auch auf der sexuellen Ebene? Ganz einfach: Vergleiche ziehen.
Schnappt euch eure besten Freunde und fragt sie, wie sie es machen. Oder schaute es euch einfach an und lernt davon.
Auch hier kann natürlich wieder das World-Wide-Web als Informationsquelle genutzt werden. Gerade im Bereich der Beziehungsstagnation ist es wichtig, dass der Partnerschaft neues Leben eingehaucht wird. Vor allem ist dies für die einzelnen Individuen in der Beziehung eine wichtige Angelegenheit. Denn Vorfreude auf den Partner oder eine gemeinsame Aktivität ist einer der größten Ansporn-Möglichkeiten, die einem den Alltag versüßen können. Macht es euch also gemütlich und beginnt euch über sämtliche Sachen, die euch so stören, zu informieren und holt euch neue Inspirationen von euren Mitmenschen!
Welche Tipps ihr von anderen bekommen könnt
- Wie man einen Streit am besten und effizientesten lösen kann?
- Wie man Kinder, Beziehung und Job unter einen Hut bringt?
- Welche sexuellen Praktiken lassen die Liebe wieder aufflammen?
- Welche Aktivitäten kann man als Paar/Familie am besten ausführen?
- Würde ein gemeinsames Hobby dafür sorgen, sich noch besser zu verstehen und wenn ja, welche?
- Wie wichtig ist zusammen ausgehen/Zeit zu verbringen? Was bedeutet das für euch? Wie oft sollte man zusammen Zeit verbringen?
- Ihr habt das Ziel in eurer Beziehung aus den Augen verloren? Was kann man da machen?
- Seid ihr nicht sicher, ob ihr zusammenpasst? Gibt es Probleme, Streit? Was kann man da machen? Wollt ihr eure Beziehung retten, was ist es euch wert? Gab es Seitensprünge? Tipps/Tricks etc.
Glaubt nicht alles, was ihr aus dem Internet lest! Gerade wenn es darum geht, dass andere Menschen absichtlich physisch und psychisch verletzt werden, seid ihr auf der falschen Seite unterwegs!
Es ist immer ratsamer, private Personen zur Rate zu ziehen, die euch wirklich kennen. Natürlich könnt ihr auch Online-Vergleiche einholen, wägt allerdings ab, dass ihr andere Leute mit anderem Erfahrungen seid. Selbst wenn die Situation ähnlich ist, habt ihr sicherlich einen anderen Hintergrund. Ein Beziehungsaus z. B. ist eine große Entscheidung. Falls es hart auf hart kommt, wäre hier der Gang zu einer Paar-Therapie vielleicht ratsamer, wenn Familien- und Freundesrat nicht weiterhelfen können.
Vertrauen ist gut, aber Selbstreflexion ist besser.
Wertschätzen lernen
Ein weiterer Grund für ein Beziehungsvergleich ist ebenfalls sehr simpel, aber sehr effektiv: Sich in seiner Beziehung wohlfühlen und stolz darauf sein, was man erreicht hat. Es klingt vielleicht etwas gemein, wenn Freunde oder Familienmitglieder zu einem kommen, um sich Luft über die eigene Beziehung zu machen oder sich einen Rat einholen, aber genau aus solchen Situationen zieht man selbst Kraft.
Egal wie verständlich man ist und wie gerne man helfen möchte, am Ende beginnen auch hier automatisch die Vergleiche im Kopf. „Puh! Zum Glück haben wir das Problem nicht.“ „Ja, das hatten wir auch. Bin ich froh, dass das bei uns nicht so eskaliert ist/wir damit schon durch sind…“ „Ich bin so froh, dass es gerade bei uns so gut läuft!“
Und genau das ist auch vollkommen in Ordnung so. Durch Vergleiche lernt man das, was man hat, wert zu schätzen. Stolz auf sich zu sein. Denn man kann es gar nicht oft genug betonen: Eine Beziehung ist Arbeit! Und genau das braucht man manchmal. Eine Bestätigung von Außen, ausgelöst von einem Vergleich. So etwas kann festigen und schon einmal die gute Laune für den Rest des Tages bestimmen.
Wisst ihr eigentlich, warum gerade ‘Trash-TV’ so beliebt ist?
Man lästert über Personen ab, die alles falsch machen und bekommt davon noch einen Ego-Push. Ja, auch das gehört zu den, wenn auch eher unangenehmen, ‘Vergleichen’, die wir hier auflisten möchten.
Ob es nun ‘Der Bachelor’, ‘Hilf mir’ oder das uralte ‘Familie in Brennpunkt’ ist, diese Serien bringen nicht nur Communitys zusammen, sondern zeigen auch oft, wie es nicht im Leben funktionieren sollte. Es sind unrealistische Extreme und eignen sich daher als exzellenter Vergleich. Und nicht nur das, viele fühlen sich nach dem Schauen dieser Serien wirklich besser.
Man selbst wäre ja niemals ‘so dumm’, solche Fehler zu machen oder den Partner/andere Leute so zu verletzen. Gerade bei den Folgen, die auf Sex/Partnerschaften basieren, finden gerade Paare oder Leute in einer Beziehung die Selbstbestätigung, dass bei ihnen noch alles rund läuft, selbst wenn sie Probleme haben. Denn tiefer als ‘Trash-TV’ kann man kaum sinken. Also ja, auch wenn wir es ungern zugeben, auch Lästereien, ob nun im echten Leben oder nur fiktionalen Charakteren gegenüber, sind ebenfalls Vergleiche, die uns guttun. Ob wir uns das nun einstehen wollen oder nicht.
Die aktuelle Beziehung mit der vergangenen vergleichen
Zum Schluss möchten wir noch einen kleinen Tipp bezüglich Vergleiche von alten und neuen Beziehungen geben.
Ein großes Taboo-Thema, dass, laut vielen Ratgebern, so gut es geht vermieden werden sollte. Gerade beim Kennenlernen-Prozess und am Anfang der Beziehung. Viele Stimmen werden sogar laut, dass man die Thematik komplett vermeiden sollte, sofern der Partner selbst einen nicht darauf anspricht.
Und obwohl viele Statements davon wirklich sehr ratsam sind, so sollten Vergleiche mit vorherigen Beziehungen nicht komplett gestrichen werden! Denn diese Erfahrungen, die man gemacht hat, sind, ob man nun will oder nicht, ein Teil von einem geworden. Natürlich kann man dem neuen Partner nicht vorschreiben, genau so zu handeln wie der vorherige Partner (Wenn, dass der Hintergrund ist, wird ein einfacher Personen-Ersatz gesucht und keine neue Beziehung).
Aber es ist kein Verbrechen, sich an alten Beziehungen zu orientieren. Was hat einem gut gefallen? Was möchte man gerne mit dem neuen Partner wiederholen? Was kann ich aus meiner alten Beziehung lernen, was ich falsch gemacht habe und nun besser machen kann? Was ist in der alten Beziehung passiert, was sich auf gar keinen Fall wiederholen darf/wovor ich Angst habe?
Gerade Menschen, die eine toxische/manipulative Beziehung hinter sich haben, können gar nicht anders, als alte Vergleiche zu ziehen. Was bis zu einem gewissen Grad auch vollkommen verständlich und in Ordnung ist. Immerhin müssen vorherige Sachen verarbeitet werden (auch, hier möchten wir wieder auf den Besuch bei einem Therapeuten verweisen, wenn diese alten Geschichten das Leben zu sehr beeinflusst) und neue Muster gelernt werden. Die eigene Angst muss überwunden werden und sollte mit Verständnis vom Partner unterstützt werden.
Auch hier wieder ganz wichtig: Gemeinsame Kommunikation. Seht also nicht sofort rot, wenn der Partner beginnt, eure Beziehungen mit einer Alten zu vergleichen. So lange diesem Vergleich keine Gleichstellung der alten Beziehungseigenschaften folgt, ist das nur menschlich. Es haben Menschen vor euch existiert, so hart das auch sein mag.
Diese Menschen waren ein Teil des Lebens eures Partners und haben diese beeinflusst. Es ist nur natürlich, wenn daraus gewisse Vorlieben und Abneigungen entstanden sind. Menschen prägen nun einmal andere Menschen. Und so lange es keine überhand nimmt, seid ihr auf der sicheren Seite. Geht ab und zu mal einen Schritt zurück und schaute euch ganz genau das an, was ihr vor euch stehen habt. Werdet euch bewusst, was ihr für ein Glück habt und was ihr zusammen alles bereits erreicht habt. Seit stolz darauf.
Ein altes koreanisches Sprichwort sagt: „Je näher man etwas Wichtigem kommt, um so schwieriger wird es, seinen wahren Wert im Auge zu behalten.“ Nehmt dieses Sprichwort ernst und nehmt das, was ihr erreicht habt und was ihr euch gegenseitig wert seid, nicht als selbstverständlich. Wenn ihr das schafft, sind all diese Vergleiche die wir hier aufgezählt haben, am Ende nichts weiter als ein paar Tropfen in einem vollen Glas. Es kann euer Glas voller machen, aber es war vorher bereits mit allen wichtigen Dingen gefüllt, die ihr braucht.