Es ist ja eine Sache, wenn wir persönlich von uns nahe stehenden Personen Kritik ernten. Aber was tun, wenn aufgerechnet unser Partner diese Kritik von unseren liebsten Menschen bekommt?
Dabei sei gesagt: Kritik muss nichts Schlimmes sein.
Kritik kann von „Benutze doch bitte den Löffel beim Spaghettiessen. Du verteilst die Soße nicht nur auf den Tisch, sondern auch auf deine Sitznachbarn!“ bis „Kannst du mal aufhören, dich so kindisch zu benehmen!?“ reichen. Entweder wird das Benehmen oder die Charaktereigenschaften eines Mitmenschen kritisiert, was früher oder später passieren wird, wenn man mit jemanden so eng zu tun hat.
Bei solch engen Verhältnissen miteinander ist der Konflikt irgendwann vorprogrammiert. Allerdings wird es beim Kritisieren des menschlichen Charakters noch etwas spezieller als beim Benehmen. Denn wer denkt, dass es schon schwierig sein kann, das Benehmen eines Menschen zu kritisieren, der hat noch nie einen Menschen darauf hinweisen müssen, dass gewisse Charakterzüge vielleicht aktuell nicht angebracht sind.
Persönliche Kritik stößt nicht immer auf offene Ohren
Es ist kein Wunder, dass Kritik bezüglich der eigenen Persönlichkeit vielen Menschen so aufstößt, immerhin wird hier nicht einfach nur das angelernte Benehmen kritisiert, sondern ein ganzer Teil des eigenen Seins. Etwas, was einen ausmacht, wird als kritikwürdig betrachtet und ist als Erstes immer etwas, was einen schwer treffen kann. Dennoch, wie bei so vielem im Leben kommt es auch hier wieder mal auf die Kommunikation an.
Wie wird die Kritik, egal welche überbracht? Es sollte selbstverständlich sein, dass die Kritik weder durch unhöfliche oder abfällige Floskeln noch über Kommunikationsmethoden wie Anschreien, öffentliches Vorführen in Form von sarkastischen Witzen oder als belehrende Erklärungen folgen sollte. Auch bei Kritik sollte man stets auf derselben Ebene mit der anderen Person sein, da man sich als Kritiksprecher sonst auf eine höhere kommunikative Ebene stellt und die Kritik, die eh schon ein empfindliches Thema an sich ist, noch schwieriger aufgenommen werden kann.
Schnell hat man da den Angriff vor der eigentlichen Nachricht dahinter erkannt und das möchte man schließlich vermeiden. Kritik an sich reicht bei einigen Menschen schon aus, entweder mit Verachtung, Ignoranz, Wut oder Unverständnis zu antworten. Überlegt euch mal, wie diese Kritik ausfallen würde, wenn diese dann auch noch falsch überbracht wird? Das reinste Chaos.
Dabei ist eine Kritik zu äußern, meist nicht einfach für beide Parteien. Die eine Person muss sie überbringen, weil sie etwas an der anderen Person stört bzw. bitten möchte, etwas zu verändern und die andere Person muss diese aushalten und damit umgehen bzw. sie umsetzen oder nicht, womit eine neue Gegenreaktion erzeugt werden kann.
Kritik von Familie oder Freunden kann treffen
Und nun versetzt euch mal in die Lage, die für einige Leute leider bitterliche Realität ist, dass diese besagte Kritik nicht von irgendeinem Fremden kommt, was man sicherlich leichter wegstecken könnte, sondern von eurer Familie oder engsten Freunden. Und diese Kritik gilt nicht euch, womit man sicherlich leichter umgehen kann, da man die Kontrolle über die eigenen Handlungen hat und ihr eure Liebsten auch genug einschätzen könnt, sondern sie gilt für euren Partner, der all dieses Vorwissen nicht hat.
Wenn es zu diesem Punkt kommen sollte, gilt auch hier, was für eine Kritik erhält euer Partner? Wie erhält er sie? Geht es um das Benehmen des Partners? Ist es etwas Triviales wie das falsche Oberteil zum falschen Anlass tragen oder geht das Problem schon damit los, wenn er anfängt, eine Konversation zu führen? Oder geht es doch um die Charaktereigenschaften eures Partners, welche, egal was angesprochen wird, sofort zu einem Problem werden kann, da Eigenschaften schwerer zu ändern sind als das Benehmen?
Muss überhaupt etwas geändert werden, wenn Kritik von euren Eltern oder Freunden folgt? Immerhin könnte man ja sagen, dass eure Freunde und Familie euren Partner nicht richtig kennen, so wie ihr es tut. Dies gilt vor allem, wenn euer Partner relativ neu ist. Aber auch wenn man schon jahrelang zusammen ist, können die Eltern oder Freunde, die vielleicht nicht so viel Zeit mit dem Partner verbringen, niemals vollkommen den Charakter eures Partners erfassen.
Dies kann man als Partner nicht einmal zu 100%. Das ist einfach nicht möglich, vor allem nicht, da wir Menschen uns stets verändern. Dennoch sollte der Kritik, fairerweise, wenn sie auch ordentlich geäußert wird, Gehör geschenkt werden.
Die Betonung liegt dabei auf ‘ordentlich geäußert‘, denn niemand hat es verdient, von oben herab behandelt zu werden. Und wenn die Kritik auf diese Art und Weise erfolgt, liegt die Vermutung nicht weit weg, dass es sich hier um ein persönliches Problem mit der Person handelt, getarnt als Kritik. Aber das ist nur eine der vielen Möglichkeiten, die hinter böse formulierter Kritik liegen kann. Auf der anderen Seite kann euer Partner, ohne dass ihr es mitbekommt, bei Familie/Freunde so viel Ärger machen, dass die Kritisierenden so verzweifelt sind, dass sie keinerlei ordentliche Kritik mehr äußern können, sondern automatisch auf diese Ebene wechseln.
So oder so, euer Partner sollte sich zwar nicht schlecht behandeln lassen, aber sich die Kritik wenigstens anhören. Dann gilt es abzuwägen, ob die Kritik berechtigt ist.
Nicht jede Kritik ist berechtigt oder muss auch angenommen und umgesetzt werden
Dies sollte am besten nicht innerhalb der nächsten Minute gemacht werden, nachdem die Kritik ausgesprochen wurde, da man meist von spontanen Emotionen geleitet wird, die eher mit Abneigung zu tun haben. Ausgelöst durch Dinge wie „Wie kann die Person es wagen, mich zu kritisieren!? Er/Sie kennt mich doch gar nicht!“ oder „Toll! Es ist schon schwierig, mich hier einzufügen und jetzt werde ich auch noch kritisiert!? Ich gebe mir doch so viel Mühe!“ oder „Ich habe doch gar nichts gemacht/Das haben sie in den völlig falschen Hals bekommen!“.
Meist ist es gut zu sagen, dass man kurz darüber nachdenkt, anstellte, genau diese Gedanken raus zu lassen, weil man sich beleidigt fühlt (außer die Kritik liegt einem Missverständnis zugrunde. Je schneller man dies klärt, umso besser). Stattdessen sollte man darüber nachdenken, ob man wirklich so gehandelt hat und sich dementsprechend äußern oder entschuldigen. Selbstreflexion ist das Stichwort.
Wichtig ist, dass man selbst dazu Stellung bezieht und auch die Chance hat, den eventuellen Knackpunkt selbst zu bereinigen. Dabei ist es egal, ob man der Kritik nun nachgibt oder nicht. Es gibt sogar Situationen, in denen man einfach nachgeben sollte, anstatt einen Streit zu riskieren und damit den eigenen Partner, der vielleicht zwischen zwei Stühlen steht, noch mehr zu belasten, aber dies hängt von der aktuellen Situation ab und muss individuell entschieden werden. Man sollte Kritik außerdem so ernst nehmen, dass man auch vernünftig darauf antwortet und den Gedanken dahinter kurz versucht nachzuvollziehen. Dies ist man einer Person schuldig, die genug Mut zusammengesammelt hat, um eine faire Kritik zu äußern, auch auf die Gefahr hin, eine Person zu verletzen.
Denn meist ist Kritik genau dafür da. Den anderen auf ein Fehlbenehmen hinzuweisen und der Person damit im Leben weiterzuhelfen, indem man dies anspricht. Kritik sollte niemals da sein, um eine Person nach Belieben zu formen und einfach als Tarnung, wegen persönlicherer Reibereien, anzugreifen, was leider dennoch viele Menschen heutzutage tun.
Kritik sollte nicht über drei Ecken geäußert werden
Ihr hört von eurer Familie/Freunde, dass etwas mit eurem Partner nicht stimmt bzw. dass er dieses oder jenes absolut schlecht macht oder eine absolut grässliche Charaktereigenschaft hat? Das ist an sich erst einmal keine vorteilhafte Vorgehensweise. Damit werdet nicht nur ihr als unbeteiligte Person in einen Konflikt gezogen, mit dem ihr an sich eigentlich gar nichts zu tun habt, sondern ihr kommt auch automatisch in die Situation zwischen zwei Stühlen zu sitzen.
Nämlich zwischen eurem geliebten Partner und der Person, die ihr gern habt und die die Kritik äußert. Im schlimmsten Fall fordern die Kritisierenden dann sofort auch noch eine Stellungnahme, wie ihr den Partner in diesem Bezug findet und ob ihr denn bezüglich des kritischen Themas keine Beschwerden habt? Vielleicht werdet ihr sogar noch beleidigt, weil ihr nicht einer Meinung seid oder ‘zu blöd‘ seid die Fehler eures Partners nicht zu sehen. All dies sind alles andere als ideale Bedingungen, um eine gute zwischenmenschliche Beziehung zwischen eurem Partner und euren Liebsten aufzubauen und einige Verhaltensweisen sollten auch nicht toleriert werden.
Es ist ein Ding, wenn z. B. ein Elternteil oder ein guter Freund euch auf eine gewisse störende Eigenschaft/Benehmen eures Partners hinweist, aber es ist ein anderes Ding, wenn besagte Personen zu euch gehen und euch mit diesen Dingen unter Druck setzt.
„Hast du nicht gesehen, was dein Partner gemacht hat!? Mit so jemanden willst du echt zusammen sein!?“ „Dein Partner ist deiner nicht würdig! Hast du nicht mitbekommen, was das für eine Person ist!?“ „Das Benehmen von deinem Partner ist inakzeptabel! Ändere daran etwas oder du brauchst ihn gar nicht mehr mitzubringen!“
Und so sehr ihr euch vielleicht auch schuldig für ihn fühlt oder ob ihr wegen dieser Aussagen wütend auf eure Familie/Freunde werdet, erinnert euch, ihr seid in keiner Pflicht, euch für jemanden zu entscheiden. Nur jemand Egoistisches, der eure Gefühle nicht würdigt, würde dies von euch verlangen. Denn je länger genau dieser Druck von Freunde/Familie kommt, umso mehr werdet ihr genau diesem Gefühl des Entscheidungszwanges ausgesetzt sein. Und dies ist nicht nur für eure Freunde/Familie eine unerwünschte Situation, sondern auch für euch und euren Partner.
Macht euren Freunden/Familie also klar, wer immer auch diese druckreiche Kritik von sich gibt, dass gewisse Sachen euer Partner sicherlich ändern kann, aber nicht all das so wie sie es gerne hätten und dass wenn sie mit eurem Partner nicht klarkommen, dass weder euer noch das Problem eures Partners ist.
Denn was man nicht vergessen darf. Natürlich kann man gewisse Dinge, auch um andere nicht zu verletzen, verändern, besonders was das eigene Benehmen betrifft, aber dies ist keine Voraussetzung, sondern eine gute Tat, für die man sich selbstständig entscheidet, weil man respektvoll darum gebeten wurde.
Muss Kritik zu einer Veränderung führen?
Warum sollte man sich für eine Person permanent verändern, wenn man sie besucht, wenn genau diese einen nicht denselben Respekt zollt, obwohl man sich extra verstellt/anders benimmt und damit Mühe gibt? Für wen macht man das denn überhaupt? Was immer die Antwort ist, euer Partner wird immer weniger Lust haben, zu besagter kritisierender Person zu gehen und ihr werdet immer mehr zwischen den Stühlen stehen, wenn dies nicht endet.
Macht eurer Familie/Freunde also klar, dass die diejenigen sind, die sich mit der Situation engagieren müssen. Kritik zu äußern ist in Ordnung, aber so viel und so unkontrolliert, dass kaum Logik dahinter steckt und man genau merkt, dass der Kern etwas anderes ist, bringt nur die Beziehung zwischen euch allen zum Wanken. Denn diese Leute wollen von euch eine Veränderung für eine andere Person einfordern, die entweder so nicht möglich ist und viel signifikanter, über die ihr als bloßer Partner keine Kontrolle habt.
Wenn eure Familie/Freunde Kritik haben, sollten sie mit dieser lieber direkt zu eurem Partner gehen und wenn sich dort nichts ändert, haben sie keine andere Wahl, als damit zu leben. Aber ihre Missgunst auf euren Partner im Dauertakt abzulegen, wird nur dazu führen, dass ihr euch am Ende zerstreitet und das muss ihnen klargemacht werden!
So oder so sollte Kritik das bleiben, was es ist. Ein netter, freundlicher Hinweis mit der Bitte um Änderung in einer gewissen Sache. Mehr nicht! Viele Freunde und Familienmitglieder haben sicherlich nur das Beste im Sinn, wenn ihr oder euer Partner kritisch auf etwas angesprochen werdet. Also geht trotz inneren rebellischen Instinkt nicht sofort auf die Barrikaden und hört euch die Kritik erst einmal an.
Manchmal kann man wirklich etwas Neues lernen und nicht jeder muss es sofort Böse mit euch meinen. Vergesst nicht, dass wir alle negative Eigenschaften an den Tag legen und das vielleicht gerade Außenstehende, die euch auch noch lieben und beschützen wollen, diese um einiges schneller und besser mitschneiden als ihr, obwohl ihr zusammen seid.
Das muss nicht sofort heißen, dass euer Partner euch die ganze Zeit nur etwas vorspielt und ihr euch sofort trennen müsst, sondern nur, dass ihr noch so verliebt seid, dass euer Partner vielleicht eine eher offensichtliche, negative Eigenschaft/Benehmen an den Tag legt, über die ihr euch als Paar vielleicht einmal Gedanken machen solltet. Hört den anderen zu, aber lasst euch auch nicht alles gefallen.
Am Ende kommt es nämlich nur darauf an, dass ihr miteinander klarkommt. Raum um sich selbst zu verbessern sollte immer da sein, aber nicht, indem man Druck macht oder beleidigend wird. Solange ihr immer souverän als Team auftretet, ist es nämlich egal, was euer Partner als Kritik bekommen sollte. Denn ihr wisst am Ende, dass es seine Entscheidung ist, was er umsetzen will und was nicht. Genauso wie es eure Entscheidung ist, diese Freunde/Familie noch einmal zu besuchen, wenn zu viel und unnötige Kritik folgen sollte.